© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/15 / 17. Juli 2015

Blick in die Medien
Reißerisch und emotional
Tobias Dahlbrügge

Panorama, Kontraste, Monitor, Frontal 21, Report Mainz und wie sie alle heißen – das öffentlich-rechtliche Bezahlfernsehen leistet sich einen ganzen Stall voller Politmagazine. Diese sind quasi identisch: Sie wetteifern darum, Skandale aufzudecken, sehen sich als unbestechliches Korrektiv an und träumen romantisch davon, „unbequem für die Mächtigen“ zu sein. Und natürlich ist kein einziges mit konservativer Ausrichtung darunter.

Einige, wie Panorama und Monitor, gehören zu den Dinosauriern der Fernsehformate. Entstanden in den 1960er Jahren, als es eine Lust war, Industriekapitäne und Bonner Politiker anzupinkeln. Nostalgiefreunde erinnern sich an Ikone Klaus Bednarz (Monitor), der stets in abgeschabter Lederjacke und mit anklagender Stimme schreiendes Unrecht anprangerte.

Kritik zurückgewiesen: Die ARD lehnte eine Disposition ihrer sechs Politmagazine ab. 

Ausgerechnet die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung rechnete nun in einer Studie beherzt mit dieser zwangsfinanzierten Pseudo-Investigation ab. Vernichtende Kritik: Die Sendungen seien „Politikmagazine ohne Politik“, „aufgebauscht und monoton“ und „liefern Erregung statt Analyse“. Die Autoren der Studie empfehlen der ARD, die Zahl der Sendungen zu reduzieren und Kontraste einzustellen.

Auch Spiegel-TV sei nur noch „ein buntes Gesellschaftsmagazin“, und auch die Beiträge der altgedienten Format-Flaggschiffe seien „teilweise besser in Regionalfenstern aufgehoben“, lästert der frühere Geschäftsführer des Grimme-Instituts, Bernd Gäbler. Das saß! Die Sendeanstalten wiesen die Kritik zurück; Kontraste revanchierte sich mit Gehässigkeit („Otto-Brenner-Stiftung füllt Sommerloch“). Die ARD lehnte eine Disposition ihrer sechs Politmagazine ab.

Gäbler bleibt unbeeindruckt dabei: Die Magazine seien „reißerisch und emotional“, ihre Berichte hätten keine Wirkung, und „die Themenauswahl geht oft am tatsächlichen Leben vorbei“. Allerdings, denn Massenzuwanderung, Ausländergewalt oder Islamisierung finden dort überhaupt nicht statt.