© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Haltungsnote
Eine Mutter und ein Bärendienst
Christian Rudolf

Der Sport, das wußten schon die alten Griechen, ist ein Abbild des menschlichen Schicksals: Wir ringen und wir messen uns zeitlebens mit anderen, uns zu bessern und zu vervollkommnen, dem großen Ziel entgegen. Schlimm ist nicht die Niederlage – viele verlieren, nur einer kann gewinnen –, sondern wehleidig liegenzubleiben. Die Bundesjugendspiele mit ihrem Dreiklang aus Laufen, Werfen und Springen, mit der Herausforderung durch Stoppuhr, Maßband und die Blicke der Mitschüler sind da die rechte Vorbereitung aufs Leben. Aber Leistungsverweigerung liegt im Trend: Christine Finke, linkslastige Stadträtin in Konstanz, nach Trennung von ihrem Ehemann allein mit drei Kindern, aber mit genügend Zeit, tausend banalste Befindlichkeiten in die Welt zu twittern, fordert in einer Online-Petition an Ministerin Schwesig die Abschaffung der Spiele. Weil ihr Sohn weinend nach Hause kam, nicht mit Lorbeer auf dem Haupt, nur mit Trost-Urkunde! Die Petition bemängelt den „starken Wettkampfcharakter“, die Unterscheidung nach Geschlechtern, natürlich auch die Abkunft von den Reichsjugendwettkämpfen. „Die Kinder haben wenig von ihrem Vater“, sagt Frau Finke an anderer Stelle. Das ist des Pudels Kern: die Abwesenheit eines fordernden Vaters.