© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Das Duell um die AfD“, JF 28/15

Distanzierungen sind vergeblich

Beide Kontrahenten stellen fest, daß es zwischen ihnen keine fundamentalen inhaltlichen Unterschiede zum Parteiprogramm gibt, wie Lucke ausdrücklich betont. Also können nur persönliche Rivalitäten und Animositäten der Grund für diese unprofessionellen Auseinandersetzungen sein. Das ist extrem schädlich für die AfD und bedrohlich für unsere Demokratie mit dem schon viel zu lange verkümmerten rechten Flügel des einst stolzen Bundesadlers. 

Es geht hier vorrangig um Machtansprüche, die von Lucke mit fragwürdigen Warnungen vor rechten politischen Rändern kaschiert werden. Weil demokratische Politik Kompromißfähigkeit voraussetzt und einen „Alleinvertretungs- und Allmachtsanspruch Bernd Luckes“ (Petry) verbietet, ist es erst zu diesen feindseligen Auseinandersetzungen gekommen. Wer verantwortungsbewußt die eigene Sache, die gemeinsamen Zielvorstellungen in den Vordergrund stellt, kommt auch zu vernünftigen Kompromissen. Das fällt Bernd Lucke offensichtlich schwer. Möge der Parteitag Anfang Juli in demokratischer Abstimmung eine gute Entscheidung zur Stärkung der AfD und zum Wohle Deutschlands treffen – die beide Kontrahenten voll respektieren. 

Zudem sind Luckes Distanzierungen gegenüber „rechts“ vergeblich. Wie ihn der linke Mob einstuft, hat er bei einer Veranstaltung kürzlich in Mainz wieder schmerzlich erfahren. Zweimal wurden ihm die Räume für seinen Vortrag kurzfristig wieder gekündigt, und beim dritten Anlauf wurde die bereitwillige Gaststätte durch zwei eingeschlagene Fenster und die beschmierte Eingangstür mit der Aufschrift „Rechte Scheiße nirgendwo“ in SA-Manier bestraft.

Gieselfalk Gebel, Orfgen




Mit aller Entschlossenheit

Als erstes muß man Herrn Lucke dafür dankbar sein, daß er gegen die „Alternativlosigkeit“ der Euro-Ideologie aufgestanden ist; die AfD-Gründung war ein „Weckruf“ an unsere Nation. Als zweites ist Frau Petry zu danken, daß sie in der AfD den Blick über das Finanzielle hinaus gerichtet hat. War der Protest gegen den Euro die mächtige Initialzündung, so muß der Kampf gegen die Zerstörung unseres Volkes in anderen fundamentalen Bereichen (Familien-, Ausländer-, Bildungspolitik etc.) ebenso mit aller Entschlossenheit geführt werden. Sie sind nämlich entscheidend dafür, ob unser Volk überleben wird. Daher forderte das Bundesverfassungsgericht auch 1987 dem Grundgesetz entsprechend, daß es „verfassungsrechtliche Pflicht“ ist, „die Identität des deutschen Volkes zu erhalten“.

Dr. med. Bonifaz Ullrich, Blieskastel




Eine Petry-AfD ist vorstellbar

Mit der Gründung der AfD hatten viele – auch ich – die Hoffnung, daß sich eine Partei etabliert, die dem politischen Einheitsbrei der Massenmanipulierung den Kampf angesagt hat. Wenn ich die Interviews der beiden AfD-Spitzen Lucke und Petry interpretiere, wird sich diese Hoffnung mit einem Bernd Lucke nicht erfüllen lassen. Bereits seine Grundannahme, das vorhandene System sei demokratisch, wird diese Partei ins Abseits bringen. Eine weitere solche Partei braucht keiner. 

Die Beispiele hierfür liefert er gleich selbst. Denn Pegida ist sehr wohl ein natürlicher Verbündeter der AfD – und muß es sein, da sich dort eine allgemeine Stimmung gegen die Parteiendiktatur artikuliert, die in diesem Land herrscht.Ebenso ist eine Islamverteidigung angesichts der tatsächlich stattfindenden Islamisierung und deren Hofierung deplaziert. Lucke wendet sich gegen die (angebliche) Relativierung der Ausschreitungen gegen Asylbewerber. Deren Straftaten und freche Forderungen dürften in der Zahl weitaus höher sein. Auch sagt Lucke indirekt, daß die EU demokratisch sei. Daß dem nicht so ist, dürfte sich langsam herumgesprochen haben. Da halte ich es lieber mit de Gaulle, der ein Europa der Staaten wollte und nicht einen Staat Europa, der alles gleichmachen will und ohne Legitimation der Völker agiert. Ebenso scheint Lucke Multikulti und Genderwahn nicht für thematisierbar zu halten. Doch Multikulti funktioniert in keinem Land der Erde. Konflikte und Ghettoisierung sind dessen Folgen. Was bleibt da noch übrig an Themen, die dem Volk auf den Nägeln bennen? Eine AfD mit Frauke Petry kann ich mir dagegen sehr gut vorstellen.

Günter Bednarz, Wolmirstedt




Unvereinbarkeitsbeschluß

Früher hätte ich mich als Konservativen bezeichnet und sofort Frauke Petry gewählt. Aber was in der letzten Zeit passiert ist, hat mich umgestimmt. Die Delegiertenwahlen in NRW sind unter ihrer Leitung so falsch gelaufen, daß das Bundesschiedsgericht den Delegiertenparteitag abgesetzt hat. Dann sollte Luckes „Weckruf“ verboten werden, aber das Bundesschiedsgericht hat das verhindert. Obwohl auch der Bundesvorstand sich für den „Weckruf“ ausgesprochen hat, gilt bei uns in Sachsen nach wie vor der Unvereinbarkeitsbeschluß. Sind Frauke Petry die Urteile von Gerichten und die Meinung des Bundesvorstands denn egal? Daß Arvid Samtleben einfach von der Kandidatenliste für den Landtag gestrichen wurde, gefiel mir auch nicht. Das ist doch keine innerparteiliche Demokratie. Ich hoffe, daß er vor Gericht gegen Frauke Petry gewinnen wird. Die Partei braucht einen Chef, der ehrlich ist und das Ansehen der Partei nicht schädigt. Die AfD-Politik zur inneren Sicherheit und zur Migration vertritt Bernd Lucke auch. Deshalb wähle ich Lucke.

Sven Vogt, Chemnitz




Kein weiteres Sachsen-Anhalt

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß Lucke hervorragend integrieren kann. Als 2013 unser Landesvorsitzender Heendorf zurückgetreten war, hat Lucke eine beruhigende Mail an alle Mitglieder geschrieben und die Neuwahl selbst geleitet. Im Ergebnis wurde ein neuer, demokratischer Landesvorstand gewählt, alle Sachsen-Anhalter AfD-Mitglieder gingen zufrieden in die Weihnachtsferien. Kaum drei Monate später wurde dieser Vorstand mit Hilfe von Petry und einigen Kreisvorsitzenden wieder aus dem Amt gemobbt. 

Später wurde, in Gegenwart von Petry, auf einem von Sachsen dominierten Parteitag, ein Petry-freundlicher Landesvorstand unter Poggenburg installiert. Dazu wurden vorher einige Mitglieder (mit Ausweis) einfach aus dem Mitgliederprogramm der Partei gelöscht. So schafft man Mehrheiten. Diesen Mitgliedern wird bis heute die Anerkennung verweigert. Und es geht weiter: Entzug der Mitgliederrechte und Ausschluß für Mitglieder, die Kritik wagen, ständige öffentliche Skandale durch Landesvorstandsmitglieder und ihre Unterstützer (Facebook-Skandal, Verurteilung wegen krimineller Handlungen), schlechte Presse, infolgedessen Wahlergebnisse in Bürgermeisterwahlen 2 bis 3 Prozent. 

In Sachsen-Anhalt herrschen nun völlige Anarchie, Spaltung, Haß und Streit zwischen den Mitgliedern. Danke, Frauke Petry! Wer Sachsen-anhaltinische Verhältnisse in der gesamten AfD will, möge sie wählen. Wer Einigkeit, Recht und (Meinungs-)Freiheit will, wähle Lucke!

Dr. Bärbel Schneider, Dessau-Rosslau


Grundkonsens Patriotismus

Die von Lucke im Interview betriebene Abgrenzung gegenüber patriotischen Kräften, die eine junge, aktivistische, konservative außerparlamentarische Opposition verkörpern, ist falsch. Die Ablehnung des Euro reicht jedenfalls nicht als Basis für ein Weltbild. Tatsächlich macht sich der Parlamentarismus doch gerade selbst überflüssig, ist nur noch Umsetzer von EU-Richtlinien. Dissidenten werden niedergemacht. Für uns alle werden die Einschränkungen der Meinungsfreiheit immer konkreter. Sie reichen von sozialer Diskriminierung durch Blockwarte über mediale Ausgrenzung oder Stigmatisierung bis hin zur Bedrohung mit Gefängnis wegen Ausdehnung des Gummiparagraphen „Volksverhetzung“. Inzwischen treffen solche Anzeigen schon CDU-Ministerpräsidenten. Daher brauchen wir eine echte Opposition, um unsere Demokratie und Meinungsfreiheit wiederzuerlangen! Der Grundkonsens heißt Patriotismus.

Dr. Maximilian Breitschaft, München






Zu: „Wer kommt, bleibt“ von Christian Vollradt, JF 27/15 & „Nichts gesehen, nichts gehört“ von Paul Leonhard, JF 26/15

Scheinheilige, verlogene Politik

Ihre Beiträge illustrieren in bestechender Weise das Mißverhältnis in der politischen Berichterstattung. Bei den Demonstrationen gegen die illegale und in Teilen kriminelle Masseneinwanderung nach Deutschland, die es leider nur im Osten der Republik gibt – wo es jetzt „wieder losgeht“, wie die moralisierende Presse beklagt –, wird Frust und Wut Ausdruck gegeben, nachdem die politischen Versprechungen nach allen Pegida-Demos wieder einmal im Sande verlaufen sind. Die Politik entscheidet weiterhin gegen den Bürgerwillen für neue Asylantenheime. Es wird nicht unterschieden zwischen illegaler Armutseinwanderung und wirklich Verfolgten, es gibt weiterhin kaum bis gar keine Abschiebungen, die Platz für Kriegsflüchtlinge schaffen würden. Weiterhin werden Bürger beleidigt und diffamiert, nur weil sie sich eine solche Politik nicht aufzwingen lassen und auch nicht bezahlen wollen. Plötzlich wird auch jede Flasche und jeder Stein gezählt, der vermeintlich von solchen „Wutbürgern“ geworfen wurde. 

Dagegen wurden Tausende von solchen Steinen und Flaschen einschließlich von „Mollis“, die von linken Chaoten der Antifa auf Gegendemonstrationen gegen anständige Bürger geworfen wurden, kaum beachtet und erst recht nicht thematisiert. Was ist das für eine verlogene und scheinheilige Politik!

Werner Christ, Überlingen






Zum Schwerpunktthema: „Hört auf mit dem Unsinn“, JF 26/15

Stille Teilhaber der Gesellschaft

Die grundgesetzlich geschützte Ehe besteht aus Mann, Frau und Kind/ern und heißt: Familie. Die Ehe schützt die Familie, weil sie den Fortbestand der Gesellschaft sichert. Die Zeugung ist der natürliche Akt zum Weiterleben der Art. Das ist der einzige Grund, die Ehe zwischen Mann und Frau durch das Grundgesetz zu schützen! Homosexuelle Minderheiten erfahren bereits durch eingetragene Lebenspartnerschaften gesetzlichen Schutz. Da sie Nutznießer der von Familien getragenen Gesellschaft sind und – aus generativer Sicht – nichts zu deren Erhalt beitragen, dürfen sie keinesfalls durch die Ehe der Familie gleichgestellt werden. Homosexuelle sind gewissermaßen „stille Teilhaber“ der Gesellschaft.

Heidi Körmer, München






Zu: „Der ‘Tag der Befreiung’ auf dem Prüfstand“ von Ekkehard Schultz, JF 26/15

Erst nicht, dann doch befreit

Ihr Bericht erwähnt, daß heute rund vier Fünftel der deutschen Bevölkerung der Ansicht seien, der 8. Mai 1945 wäre ein „Tag der Befreiung“. Läßt sich dies nur mit der Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker erklären? Wie eine unfreiwillige Ironie wirkt jedenfalls die Direktive JCS 1067 an den Oberbefehlshaber der US-Besatzungstruppen, die zum Ziel hatte, jegliche Fraternisierung mit den Besiegten zu unterbinden. Dort heißt es: „Deutschland wird nicht besetzt zum Zwecke seiner Befreiung, sondern als ein besiegter Feindstaat.“

Norbert Diekamp, Backnang






Zur Meldung: „Löwener Uni verzichtet auf das Wort ‘Gott’“, JF 26/15

Bölls Satire wäre heute „rechts“

Hoffentlich kommt die Löwener Uni nicht auf den Gedanken, alle vor diesem Beschluß entstandenen Texte auf die neue Richtlinie umzustellen! Es erginge ihr sonst vermutlich wie dem Professor in „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“ von Heinrich Böll, der im Jahre 1963 mit Dieter Hildebrandt im Fernsehen verfilmten Satire. Wer einmal herzlich lachen möchte, auch wenn es noch in Schwarzweiß ist, sollte sich den Streifen auf Youtube unbedingt ansehen! Wenn Böll als „Linker“ diese Satire heute veröffentlichen würde, gälte er als „Rechter“!

Horst Fischer, Eggenstein-Leopoldshafen






Zu: „Verwässert in der Badewanne“ von Petr Bystron, JF 25/15

Kein kritischer Journalismus

Dieser kritischen Analyse muß ich leider zustimmen. Spätestens mit der Ausgabe 22/15 der Wirtschaftswoche ist zu erkennen, wohin die Reise geht. Mit dem Titel „Die tragische Heldin Europa“ wird zum Beispiel eine „Imagekampagne für Euro-pa“ veranstaltet. Tatsächlich sollen hier Werbeagenturen dem Leser das richtige Denken vermitteln, oder besser: ihn auf ganzen zehn Seiten zu einem „Bauchgefühl für Europa“ (Juncker) verleiten. „Europa sei einfach so schwer zu erklären“ – also machen wir das übers Gefühl! Ein kritischer Journalismus sieht anders aus. Bis vor Jahresfrist wurde er von der Wirtschaftswoche gepflegt. Er benötigte dazu nicht die „renommiertesten Werbeagenturen Deutschlands“.

Helmut Kuschel, Hambühren






Zum Leserbrief: „Autoreflexivität einmal anders“ von Detlef Moll, JF 25/15

Grenzfall Osten

Das Fernsehen berichtete jüngst über einen deutschen Bauern nahe der polnischen Grenze, der nachts wach wurde, als sein großer Traktor gestohlen wurde und gerade vom Hof fuhr. Er verfolgte den Traktor, der Richtung Polen fuhr, konnte ihn aber nicht zum Halten bewegen. Als der Traktor die Grenze überquerte, mußte der Bauer den Traktor verloren geben. Die Kriminellen können die offenen Grenzen hervorragend für ihre Zwecke nutzen und sich dann wieder in ihre Länder zurückziehen, wo sie offenbar gut geschützt vor Strafverfolgung aus dem Ausland sind. Das kann so nicht weitergehen!

Wolfgang Richter, Staudernheim