© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Blick in die Medien
Mit dem Finger in der Nase
Tobias Dahlbrügge

Das Wort „Lügenpresse“ hat die „Qualitätsjournalisten“ tief getroffen. Sie bestehen darauf, ihre Leser unabhängig zu informieren. Doch nicht nur Texte können lügen. Die Bildsprache mancher Leitmedien ist schiere Agitation. So scheint es unter den Fotoreportern einen Wettbewerb darum zu geben, wer das unvorteilhafteste und entstellendste Porträt „rechtspopulistischer“ Politiker schießt.

Politiker wie Geert Wilders oder Nigel Farage werden oft in ungünstiger Pose abgebildet.

So begegnen deutschen Lesern Politiker wie Geert Wilders, Beatrix von Storch oder Marine Le Pen stets maskenhaft, in schlechtem Licht und ungünstiger Pose. Bevorzugt mit offenem Mund, beim Nasebohren oder in schiefer Haltung. Obama oder Merkel erscheinen dagegen vorteilhaft, strahlend und geglättet. Nur wenn die Lage der Nation mal wieder düster aussieht, dürfen ein paar Sorgenfältchen die Stirn der Kanzlerin umwölken. Die Botschaft: Wer häßlich aussieht, ist auch böse.

Da muß der Autor den Text gar nicht mehr manipulativ formulieren. Ein besonders niederträchtiges Beispiel dieser Methode gaben die Medien bei der Berichterstattung über die Attacke von Linksextremisten auf Frauke Petry im Mai in Göttingen. Während die Überschriften Erschrecken heuchelten, zeigten die Aufnahmen Petry aus der unattraktivsten Perspektive, damit bloß kein Mitleid aufkommt. Bilder wirken emotionaler auf den Leser als der Text. Darum ist diese Manipulation eleganter und wirksamer. Jeder kennt das schon ikonenhaft gewordene Paar schwarzer Springerstiefel, das wahlweise neben konservativen Bürgerprotesten oder Hooligan-Demonstrationen abgedruckt wird. 

Den Pressebildern ist nicht mehr zu trauen. Und manchmal mißlingt die Beeinflussung: Der EU-Kritiker Nigel Farage wurde in den britischen Medien jahrelang bevorzugt mit dem Bierglas in der Hand in einem Pub abgebildet, um ihn als nicht ernstzunehmenden Alkoholiker zu diffamieren. Doch die Briten haben die unterschwellige Botschaft anders interpretiert: Ah, einer von uns – guter Kerl!