© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

CD-Kritik: Hanneli-Musig
Lustig mit Anstand
Sebastian Hennig

Ihre Formen verdankt die Tonkunst dem Tanze und dem Liede“, schreibt Richard Wagner 1851 in „Oper und Drama“. Die Schweizer Musikanten von Hanneli-Musig lösen die tänzerischen Stücke aus den Großwerken der hehren Tonkunst wieder heraus und präsentieren sie als kurze Nummern für einen gedachten Tanzboden. Etwas Wilderes als der Galopp von Franz Schubert im Arrangement von Christoph Mächler ist eigentlich gar nicht vorstellbar. In dem wilden Gehüpfe erwidert das Saxophon gemächlich und doch bewegt den ausgelassenen Klarinetten. Rachmaninow versonnen und melancholisch, Max Reger hintersinnig und kauzig und Edvard Grieg trollhaft und kantig.

Die Fassung eines Radetzky-Marsches auf dem Akkordeon stammt wie einige weitere Stücke aus jener Sammlung der Hanny Christen (1899–1976), der die Kapelle ihren Entstehungsimpuls und die schönsten Stücke verdankt. Es ging 2002 darum, einige der über zwölftausend Melodien der Sammlung dem musealen Literaturdasein zu entreißen. „Polka ma non troppo“ ist nun die sechste Platte der Gruppe. Ihre elastische Musizierweise ist dazu angetan, Zuhörer in Mittänzer zu verzaubern. Was Richard Wagner unter dem Titel „Züricher Vielliebchen-Walzer“ schrieb, gilt für das Musizieren der Hanneli-Musig insgesamt: „So lustig wie möglich, aber mit leidenschaftlichem Anstand.“

Hanneli-Musig Polka ma non troppo Volksmusik – die heimliche Liebe großer Komponisten  www.zytglogge.ch