© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/15 / 03. Juli 2015

Islamistischer Anschlag in Tunesien
Jenseits der Propaganda
Fabian Schmidt-Ahmad

Tunesien ist ein für die Verhältnisse in der islamischen Welt fortschrittliches Land. Wo, wenn nicht hier, ist die „überwiegende Mehrheit der friedlichen Moslems“ zu suchen, die hierzulande nach jedem islamischen Gewaltakt beschworen wird. Aber dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – hat diese Mehrheit nicht verhindern können, daß Europa wieder mit Trauer auf das nordafrikanische Land schauen muß. 

Schon 2002 riß ein Attentäter in der Synagoge in Djerba 19 Menschen in den Tod – die meisten betroffenen Touristen waren Deutsche. 2015 folgte ein Anschlag auf das Bardo-Nationalmuseum in Tunis mit 21 Toten. Und nun, nur wenige Monate später, der Angriff auf den Touristenstrand von Sousse mit mindestens 39 zumeist britischen Opfern. Eine Synagoge, ein Nationalmuseum, ein Badestrand – alles Dinge, die in der strengen Auslegung des Islams keinen Platz haben. Und selbst eine islamisierte Gesellschaft wird nicht friedlicher werden, wie der zeitgleiche Anschlag auf eine schiitische Moschee in Kuwait mit 27 Toten zeigt. 

Da nützt die „überwiegende Mehrheit der friedlichen Moslems“ leider nicht viel. Denn sie sind es trotz des Islams, nicht durch ihn, um es einmal in aller Deutlichkeit zu sagen. Alles andere ist Propaganda, die mit jedem weiteren Opfer verlogener wird.