© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/15 / 26. Juni 2015

Immerhin schick anzusehen
„Bayernkurier“: Das neue Layout kann nicht verhüllen, daß dem CSU-Blatt der Kompaß abhanden gekommen ist
Manfred Friedrich

Das CSU-Kampfblatt Bayernkurier erscheint nur noch als Monatsmagazin im Hochglanzformat. Ende der Siebziger hatte die Zeitung, die 1950 von Franz Josef Strauß gegründet worden war, fast 200.000 Abonnenten. Mit dem Tod des Ministerpräsidenten 1988 begann der Abstieg. Zwar blieb das Blatt zunächst seiner kämpferisch-konservativen Linie treu. Dafür sorgte Strauß’ Mann für die nicht ganz so leisen Zwischentöne: Wilfried Scharnagl, Chefredakteur bis 2001.  

Doch diese Zeiten sind vorbei. Nun ist mit Marc Sauber ein Parteiloser Chefredakteur. Der Moderator des 2011 vom Bayernkurier noch als „Rotfunk“ verspotteten Bayerischen Rundfunks will „nicht mit Lautstärke, sondern mit Argumenten“ überzeugen. „Pfiat di, Kampfblatt“, titelte die SZ dazu (bayerisch für „Behüt’ dich Gott“). 

Der Neuanfang war nötig, weil sich nur noch etwa 48.000 Leser für das Blatt erwärmen konnten, das 1,70 Euro pro Woche kostete. Die CSU zählt aber 147.000 Mitglieder. Das Monatsheft kostet nun sieben Euro und erinnert an den Focus. Mehr Bild, weniger Text, so die erkennbare Strategie. Im Zuge der Neuerung verspricht Sauber zudem ein breiteres und tagesaktuelles Online-Angebot. 

Unspektakulärer Höhepunkt der ersten Ausgabe: ein Interview mit Horst Seehofer. Eine weitere Tradition, die erhalten bleibt: Scharnagls Kolumne, die der einstige weiß-blaue Scharfmacher mittlerweile dazu nutzt, enttäuschten Konservativen den Linkskurs der CSU schmackhaft zu machen – so wie er früher die Strauß-Linie verteidigt hat.