© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/15 / 26. Juni 2015

Die Wut wächst
„Demo für alle“: Die grün-rote Familienpolitik treibt erneut Tausende auf die Straße
Michael Paulwitz

Ehe bleibt Ehe“: Die fünfte „Demo für alle“ brachte am vergangenen Sonnabend in Stuttgart über 4.600 Menschen für die Verteidigung von Ehe und Familie und gegen die „Öffnung“ der Zivilehe für Homosexuelle, Gender-Ideologie und Kinder-Frühsexualisierung auf die Straße. Gegenüber der vorherigen Kundgebung vor drei Monaten hat sich die Teilnehmerzahl damit fast verdoppelt. 

Nach Angaben der Polizei, die von viertausend Teilnehmern sprach, beteiligten sich rund 250 Personen an linksextremen Gegendemos. Die Polizei, die mit mehreren Hundertschaften im Einsatz war, mußte mehrfach Angriffe und Blockadeversuche linker Gewalttäter abwehren, sprach elf Platzverbote aus und stellte acht Strafanzeigen gegen linke Gegendemonstranten.

Der von der grün-roten Landesregierung beschlossene „Aktionsplan“ , der die im „Bildungsplan“ für die Schulen festgeschriebene Gender-Indoktrination im Zeichen der „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ auf alle Bürger ausweiten soll, hat dem Protest zusätzlich Auftrieb gegeben und ebenso zur Mobilisierung beigetragen wie die eine Woche zuvor gestartete Bundesratsinitiative zur Ausweitung der Zivilehe auf Homosexuelle.

„Ehe für alle“ treibt Menschen auf die Straße

„Die Öffnung der Ehe hat die Leute auf die Straße getrieben“, bestätigt die Koordinatorin des Veranstalterbündnisses, Hedwig von Beverfoerde, der JUNGEN FREIHEIT. Flankierend hatte das Aktionsbündnis „Demo für alle“ die Petition „Ehe bleibt Ehe!“ angestoßen, die im Internet und auf Unterschriftenlisten unterzeichnet werden kann und für die auch auf der Kundgebung geworben wurde. Nach einem Demonstrationszug durch die Innenstadt stiegen zum Abschluß der Kundgebung Hunderte Luftballons mit Postkartenbotschaften an den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann in den Himmel: Kein „Bildungsplan“ – kein „Aktionsplan“ – keine „Ehe für alle“.

Politiker von AfD, CSU und CDU, der Sprecher der französischen Bewegung „La Manif pour tous“ Jérôme Brumet und mit dem Weihbischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart Thomas Maria Renz erstmals auch ein Vertreter der höheren Geistlichkeit unterstützten diese Botschaft mit Ansprachen und Grußworten an die Kundgebungsteilnehmer, unter denen auffallend viele junge Leute und Familien mit Kindern ebenso wie Kommunalpolitiker, Geistliche und Ordensleute anzutreffen waren. 

Die Lehramtsstudentinnen Hedwig Hageböck und Franziska Rüsch, die sich gegen die vom Bildungsplan geforderte „Gehirnwäsche“ aussprachen, Heinz Veigel, der Sprecher des aus der Petitionsinitiative gegen den „Bildungsplan“ hervorgegangenen Vereins „Zukunft-Verantwortung-Leben e.V.“ und die Bundesvorsitzende des neugegründeten „Bündnis C – Christen für Deutschland“, Karin Heepen, rundeten die Rednerliste ab.

Der wachsende Widerstand gegen die in Baden-Württemberg besonders intensiv vorangetriebene Gender-Ideologiepolitik läßt nicht nur in der grün-roten Landesregierung die Nervosität steigen, sondern setzt auch die Landes-CDU unter Druck, Farbe zu bekennen. Der Evangelische Arbeitskreis der CDU Heilbronn, dessen Vorsitzender Christoph Scharnweber die Kundgebung zusammen mit Hedwig von Beverfoerde moderierte, und die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU Rhein-Neckar, für die Malte Kaufmann das Wort an die Teilnehmer richtete, sind bereits Mitglied im Aktionsbündnis „Demo für alle“, ebenso die baden-württembergischen „Christdemokraten für das Leben“.

Neu hinzugestoßen ist der Konservative Aufbruch der CSU, dessen Vertreter Thomas Jahn sich mit dem Appell „Raus aus den Hinterzimmern – hier bei den Bürgern spielt die Musik“ ausdrücklich an „die CDU und andere bürgerliche Parteien“ wandte. Dort übt man sich indes noch in vornehmer Zurückhaltung, auch wenn die CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß und Thomas Dörflinger der „Demo für alle“ ebenfalls ein Grußwort übermittelt haben. 

CDU-Spitzenkandidat ­­  ­­­lehnt Teilnahme ab

Der CDU-Fraktionsvorsitz­ende im Landtag Guido Wolf, immerhin Spitzenkandidat bei der bevorstehenden Landtagswahl im Frühjahr, bei der es für die Union um die Rückeroberung der Macht im Südwesten geht, hatte dagegen die Teilnahme von CDU-Landtagsabgeordneten an der „Demo für alle“ abgelehnt und den Demonstranten lediglich sein „Verständnis“ ausgesprochen. Auch die CDU-Stadträte hielten sich von der „Demo für alle“ fern.

Die Alternative für Deutschland AfD war dagegen nicht nur von Lukas Kahs vertreten, der als Sprecher des Landesfachausschusses „Familie und Demographie“ ebenfalls auf der Rednerliste stand, sondern auch mit den Stuttgarter Stadträten Heinrich Fiechtner, Eberhard Brett und weiteren AfD-Politikern. Der Widerstand gegen Gender-Ideologie und Homo-Ehe hat das Zeug, zu einem Topthema im Landtagswahlkampf zu werden. Wenn am 11. Oktober die nächste „Demo für alle“ in Stuttgart stattfindet, ist der Wahltermin nur noch ein gutes halbes Jahr entfernt.


 www.demofueralle.wordpress.com

Foto: Bürger während der Demonstration gegen Frühsexualisierung in Stuttgart: Es werden immer mehr