© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/15 / 19. Juni 2015

Das Schloß kommt!
Wiederaufbau: Das Richtfest für die Berliner Hohenzollernresidenz gerät zur Feierstunde für den Fördervereinschef Wilhelm von Boddien
Marcus Schmidt

Immer wenn sein Name genannt wurde, brandete Jubel auf. Wilhelm von Boddien, der Chef des Fördervereins Berliner Schloß, war der heimliche Star beim Richtfest für das Berliner Stadtschloß am vergangenen Freitag. Gelöst saß der 73 Jahre alte Kaufmann aus Hamburg während des Festaktes in der künftigen Eingangshalle des Humboldt-Forums in der ersten Reihe. Ihm ist es vermutlich nicht nur zu verdanken, daß die historische Barockfassade des Schlosses auf den Millimeter genau rekonstruiert wird. Ohne sein unermüdliches Werben und Drängen wäre an dieser zentralen Stelle in der Hauptstadt wahrscheinlich überhaupt noch nicht mit dem Bauen angefangen worden. Das dürfte auch den meisten der 1.500 Gäste des Richtfestes bewußt gewesen sein. 

Und so war die Liste der Lobredner lang. Sie reichte vom Chef der Stiftung Humboldt-Forum, Manfred Rettig, der von Boddien als „Motor“ des Wiederaufbaus würdigte, über Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) („Der Schloßverein verdient unser aller Anerkennung“), den italienischen Architekten des Wiederaufbaus, Franco Stella, bis hin zu Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD). Dieser  berichtete davon, wie von Boddien ihn fünfzehn Jahre zuvor in seinem Büro im Berliner Abgeordnetenhaus mit seiner Begeisterung für die Schloß-Idee angesteckt habe. Von Boddien habe dafür gesorgt, daß der Funke übergesprungen sei, sagte Müller

Daß der Funke mittlerweile auch bei den lange Zeit skeptischen Berlinern übergesprungen ist, zeigte sich spätestens am Wochenende. Tausende Bürger nutzten die Gelegenheit des „Offenen Schlosses“, um den Rohbau zu erkunden. Dabei konnten sie sich von den raschen Fortschritten beim Bau der historischen Fassade überzeugen sowie im ersten Obergeschoß einen Eindruck von der künftigen Nutzung des Schlosses als Museum für die Kulturen der Welt gewinnen.

Am Ende des Richtfestes wurde dann die Richtkrone von einem Kran durch das noch offene Dach der imposanten Eingangshalle hinter dem prachtvollen Eosanderportal auf die 60 Meter hohe Kuppel gehoben. Von dort oben verkündete sie weithin sichtbar: Das Schloß kommt!