© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Schüler und die Migration: Untersuchung „rassistischer Diskursstrategien“
Die verflixte Kommentarfunktion
(wk)

Im Rahmen des Projektes „migration.macht.schule" wollten die beiden österreichischen Sprachwissenschaftler Niku Dorostkar und Alexander Preisinger in Kooperation mit Schülern „rassistische und diskriminierende Diskursstrategien in ihrem jeweiligen sozio-politischen und historischen Kontext" aufdecken. Dazu wurde eine Untersuchung der Online-Kommentare der Leser der Wiener Tageszeitung Der Standard angestrengt. Allerdings endete das ambitionierte Unternehmen in einem Fiasko: Zum einen zeigten die Schüler nur wenig Bereitschaft, „selbständig und außerhalb der Schule" aktiv zu werden, zum anderen stolperten sie permanent über ihre offenbar äußerst dürftigen sprachlichen Kompetenzen. So wurde „den SchülerInnen erst im Austausch mit dem wissenschaftlichen Projektteam bewußt (...), daß direkt oder indirekt vorgetragene Rede in einem Posting nicht unbedingt die Meinung des Posting-Verfassers widerspiegeln muß, oder daß ironische Äußerungen als ‘Gegenteil’ der eigentlichen Aussage zu interpretieren sind". Zudem müssen Dorostkar und Preisinger eingestehen, „daß SchülerInnen mitunter rassistische und diskriminierende Deutungsmuster in ihren Projektbeiträgen reproduzierten" (Zeitgeschichte, 1/2015). Deshalb sprechen sie am Ende von „schwer meßbaren" und „unterschiedlichen" Lernerfolgen. (wk)


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