© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Zeitschriftenkritik: Clausewitz Spezial – Bundeswehr
Eine Armee im Wandel der Zeit
Werner Olles

Der Anfang der 1960er Jahre als Wehrpflichtiger in der Bundeswehr diente, hat – zumindest in den drei Monaten Grundausbildung – noch „Drill" und „Schliff" kennengelernt. Zwar waren die folgenden 15 Monate nicht selten von sogenanntem „Gammeldienst" geprägt, doch insgesamt war der Wehrdienst in der Zeit des Kalten Krieges eine ernste Angelegenheit. Die Vorgesetzten und Ausbilder im Unteroffiziers- und Offizierskorps stammten zum Teil noch aus der deutschen Wehrmacht, während andere vom Bundesgrenzschutz zur Bundeswehr wechselten.

Nach der Kapitulation der Wehrmacht am 9. Mai 1945 und dem Kontrollratsgesetz Nr. 34 der Alliierten vom August 1946 hätte sich wohl kaum jemand gedacht, daß es nach den Erfahrungen des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges wieder eine deutsche Armee geben würde. Doch der Koreakrieg zwischen Juni 1950 und Juli 1953 änderte die Stimmung bei den Westmächten und den Parlamentariern der Bundesrepublik. Als erster Schritt entstand im März 1951 der Bundesgrenzschutz. Ein Jahr später gründete die DDR mit der Kasernierten Volkspolizei den Vorläufer der Volksarmee und gab damit den Startschuß für die Remilitarisierung Mitteldeutschlands. Mit den Pariser Verträgen, die im Mai 1955 in Kraft traten, wurde die Bundesrepublik Nato-Mitglied und mußte eigene Streitkräfte aufstellen, die in die Nato integriert wurden.

Die Clausewitz Spezial-Ausgabe „Bundeswehr" zeichnet auf 96 Seiten die Chronik der seit 60 Jahren bestehenden Streitkräfte von der Wiederbewaffnung über den Kalten Krieg bis zu den Auslandseinsätzen unserer Tage nach. So gilt der 12. November 1955, als Verteidigungsminister Theodor Blank den ersten Freiwilligen ihre Ernennungsurkunden überreichte, als Gründungsdatum der Bundeswehr. Im Oktober 1956 wurde die Schule der Bundeswehr für Innere Führung gegründet. Sie war als Entgegenkommen an die Kritiker der Wiederbewaffnung gedacht und hatte den Zweck, die deutschen Streitkräfte fest im demokratischen Gefüge zu verankern.

Im Februar 1962 kam es in Hamburg zu einer verheerenden Sturmflut, bei der die Bundeswehr zum erstenmal auch im Landesinneren eingesetzt wurde, was zwar einen Verfassungsbruch bedeutete, ihr in der Bevölkerung aber großes Ansehen verschaffte. Als dann die Kubakrise im Oktober 1962 die Gefahr eines Atomkrieges zwischen den Supermächten heraufbeschwor, hatte die Nachkriegsrealität auch die Deutschen eingeholt.

In den siebziger Jahren verfestigte sich der Eindruck, daß mit dem Gesellschaftswandel nach 1967/68 auch die Bundeswehr in weiten Teilen zu einer „liberalen" Armee wurde. Seit dem Ende der Wehrpflicht und angesichts heutiger Auslands- und Kampfeinsätze ringt die Bundeswehr als Einsatzarmee mit Personal- und Imageproblemen, Schwierigkeiten bei Materialbeschaffung sowie der Einsatzbereitschaft von Gerätschaften.

Kontakt: GeraMond Verlag GmbH, Infanteriestr. 11a, 80797 München, Tel.: 089 /13 06 99-0. Das Heft kostet 9,90 Euro.


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