© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Überfälliger Führungswechsel bei der Deutschen Bank
Alles, aber nicht deutsch
Jörg Fischer

Der vergangene Sonntag war für die Deutsche Bank ein denkwürdiger Tag: Nur einen Monat nach Ankündigung ihrer neuen Strategie (JF 21/15) kündigten die Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihre Rücktritte an. Ab Juli übernimmt John Cryan den Posten von Jain, spätestens ab Mai 2016 dann auch den von Fitschen. Die gebeutelten Anleger schöpften neue Hoffnung, die Börse belohnte den Wechsel am Montag mit einem Kurssprung.

Ein Ausländer soll die „größte deutsche Bank" aus der Misere führen? Ja, aber anders als der Inder Jain spreche der Brite Cryan gut Deutsch – das mag beim geplanten Verkauf der Postbank oder den Abfindungsgesprächen zum Filialabbau hilfreich sein. Doch im 145. Jahr ihres Bestehens ist die Deutsche Bank alles, aber nicht deutsch. Seit Jahren ist das einst durch Georg von Siemens gegründete Geldhaus mehrheitlich in ausländischem Besitz. Größte Einzelaktionäre sind Black Rock (USA) und Paramount Services Holdings (Katar). Auch die meisten Dax-Konzerne überweisen das Gros ihrer Dividenden an institutionelle Anleger im Ausland. Voriges Jahr fiel der Dax-Besitzanteil privater Haushalte sogar von 15 auf 13 Prozent. Ein Erklärung dafür: Deutsche Aktionärsschützer führen die Deutsche Bank auf ihrer „Watchlist" der größten Geldvernichter (JF 16/15).

Nach milliardenschweren Strafzahlungen an US-Behörden im Libor- und Devisenskandal berichtete Bloomberg nun über Geldwäsche für russische Kunden – doch schon zu Zeiten Josef Ackermanns wurde „aus der einstmals zu Recht hochangesehenen seriösen Deutschen Bank eine Zockerbude gemacht", klagte der Ex-Sparkassenverbandschef Ludwig Poullain im Cicero. Ob Cryan das ändern kann? Den Aufsichtsrat führt weiterhin Paul Achleitner, ein ehemaliger Investmentbanker und Goldman-Sachs-Geschäftsleiter.


„Investoren der Deutschland AG 2.0":


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