© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Aufgeschnappt
Die Minderheit wählt
Matthias Bäkermann

Rostock ist bunt." Unter diesem Logo wurde seit Wochen auf allen Kanälen die Werbetrommel gerührt. Es galt, in der Hansestadt den „Migrantenrat" zu wählen, denn dieser „ist ein wichtiges kommunales Gremium, um wirkungsvoll die Interessen der ausländischen EinwohnerInnen sowie der SpätaussiedlerInnen in unser Stadt zu vertreten", warben die Initiatoren. Dazu waren an der Ostsee am vergangenen Sonntag 7.000 der über 200.000 Einwohner Rostocks aufgerufen, in mehreren Wahllokalen 9 von 17 Bewerbern auszusieben, die beispielsweise die Deutsch-Arabische Gesellschaft, die Freunde der russischen Sprache oder die Jüdische Gemeinde nominiert hatte.

Doch trotz größter Unterstützung vom Rat, der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Roland Methling wählten nur etwa 350 Ausländer. Gert Rödig, Wahlvorstand und früherer Leiter des Migrationsamtes, macht in den Norddeutschen Neuesten Nachrichten seiner Enttäuschung über die fünf Prozent Wahlbeteiligung Luft: „Beim letzten Mal lag sie noch bei knappen zehn Prozent." Fehler ortet Rödig jetzt bei den kommunalen Organisatoren: „Wir müssen uns Gedanken machen, was die Gründe für die fehlende Motivation sind", mahnt der engagierte Rentner ganz kultursensibel.