© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/15 / 12. Juni 2015

Achtungserfolg für Pegida-Kandidatin in Dresden
Das Mißtrauen bleibt
Michael Paulwitz

Die CDU schafft sich ab, Rot-Rot-Grün probt die Machtübernahme, und Pegida lebt: Das ist die Botschaft aus dem ersten Wahlgang zur Oberbürgermeisterwahl in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Das Debakel der CDU ist selbst gemacht. Als Kandidat einer Partei, die am liebsten als mißlungene Kopie eines vermeintlichen grünen Großstadt-Zeitgeistes wahrgenommen werden möchte, kann nicht einmal ein amtierender Innenminister gegen eine amtierende SPD-Wissenschaftsministerin mit SED-Stallgeruch und linksgrüner Volksfront im Rücken punkten.

Am Achtungserfolg der Pegida-Kandidatin Tatjana Festerling haben dagegen alle Altparteien ihren Anteil. Mag die Dynamik der Montagsspaziergänge auch nachgelassen haben, das Mißtrauen gegen die Meinungsgouvernanten in Medien und Politik ist nicht kleiner geworden. Dagegen hilft kein Kleinrechnen in den Umfragen vor der Wahl und auch kein Herunterreden und keine Wählerbeschimpfung danach. Wenn ein Grüner über die „Heimstatt eines stabilen rassistischen und homophoben Milieus" wettert, heißt das im Klartext: Wir haben eine Heidenangst vor dem verfestigten Widerstandspotential wütender Bürger, die sich weder durch Schmeicheln noch durch Drohungen kleinkriegen lassen. Wer dieses Potential mit den richtigen Saiten zum Klingen bringt, kann die etablierten Sesselinhaber erst so richtig das Fürchten lehren.