© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

Umwelt
Nachhaltig gefährlich
Jörg Fischer

In Deutschland werden jährlich etwa 630.000 Tonnen Waschmittel, 220.000 Tonnen Weichspüler und 480.000 Tonnen Reinigungs- und Pflegemittel verkauft. „Mit dem Abwasser gelangen die darin enthaltenen Chemikalien zum Teil bis in die Flüsse und Seen“, klagt das Umweltbundesamt (UBA) und fordert daher eindringlich „nachhaltiges (Ab-)Waschen“. Die Dessauer Bundesoberbehörde empfieht deshalb eine passende Dosierung, abhängig von Wasserhärte, Beladungsmenge und Verschmutzungsgrad. Die verwendeten Waschmittel sollten Umweltzeichen wie „Blauer Engel“ oder „EU Ecolabel“ tragen. Die Stiftung Warentest hat zudem jüngst bestätigt, daß neue phosphatfreie Geschirrspültabletten wie „Fit Power Tabs 12“ oder „dm Denkmit Nature“ sogar besser reinigen als herkömmliche Mittel.

Bald eine Brutstätte für Bakterien sowie krankheitserregende Pilzkulturen.

Doch das UBA will auch das Klima retten, es hat deshalb dem menschenverursachten CO2-Ausstoß aus Kraftwerken den Kampf angesagt – Stromsparen ist oberstes Gebot: „Für die Energiekosten einer 60-Grad-Wäsche läßt sich fast zweimal bei 40 Grad und sogar dreimal bei 30 Grad waschen.“ Dumm nur, daß die beworbenen „Eco“-Niedrigtemperaturprogramme oftmals weder Geschirr noch Wäsche akteptabel säubern. Hinzu kommt: Wird eine Wasch- oder Spülmaschine ständig nur mit 20 bis 40 Grad betrieben, ist das Gerät bald eine Brutstätte für Bakterien sowie krankheitserregende Pilzkulturen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt daher, stark verschmutzte Kleidung, Bettzeug, Handtücher oder Putzlappen bei 60 Grad mit einem bleichmittelhaltigen Zusatz zu waschen. Wurde eine Maschine länger nicht benutzt oder traten Erkrankungen auf, kann auf die desinfizierende Wirkung einer 95-Grad-Wäsche nicht verzichtet werden – auch wenn sich das in der Kohlendioxid-Bilanz niederschlägt und so das UBA verärgert.