© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

Vom unterhöhlten Begriff „Flüchtling“: Derzeit nur Vorboten der Heerscharen
Völkerwanderung durch die Klimaküche
(ob)

Die Bundesregierung rechnet mit 200 Millionen Einwanderern aus den Ländern Afrikas und Asiens nach Europa, wenn der Klimawandel bis zur Jahrhundertmitte nicht gestoppt werden sollte. In dieser Prognose über zu erwartende „Umweltflüchtlinge“ nicht enthalten sind bis zu 400 Millionen potentielle „Armutsflüchtlinge“, die nach einer Gallup-Erhebung von 2009 langfristig im subsaharischen Afrika für die „größte Völkerwanderung der Weltgeschichte“ (Gunnar Heinsohn) bereitstehen und deren Vorboten derzeit über das Mittelmeer nach Europa strömen. Für den Geographen Frank Swiaczny (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung), der sich auf die „umweltbedingten Migranten“ konzentriert, von denen es nach stark divergierenden Angaben zwischen 2008 und 2013 alljährlich schon bis zu 27 Millionen Betroffene gegeben haben soll, stellt sich in Übereinstimmung mit der Internationalen Organisation für Migration angesichts solcher Dimensionen die Frage, ob durch inflationäre Ausweitung auf immer weitere Gruppen der Begriff „Flüchtling“ nicht bereits unterhöhlt sei (Geographische Rundschau, 4/2015). Dieser Begriff erfasse das Phänomen gar nicht mehr und verleite daher politisch zu inadäquaten Reaktionen, die am „Wanderungsdruck“ in Richtung des alternden Kontinents nichts ändern. 


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