© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

Blick in die Medien
Nur ein bißchen Mord auf Twitter
Henning Hoffgaard

Treffen sich eine ARD-Mitarbeiterin, ein Bundestagsabgeordneter, die linksextreme Antifa und ein Pfarrer auf Twitter. Die Geschichte hat keine Pointe. Zumindest keine besonders schöne. Am Ende steht eine Morddrohung gegen eine junge Welt-Journalistin im Raum. Aber der Reihe nach. Ronja Larissa von Rönne ist 23 Jahre alt und arbeitet für die Welt. Kein Grund zur Aufregung also. Nobody is perfect. Anfang April schrieb sie dort denText „Warum mich der Feminismus anekelt“. Die Gattung der selbsternannten „Netzfemi-nisten“ tobte. Aber die Haßkampagne scheiterte. 

Die „Nazikeule“ war in der Welt. Das Opfer war ausgemacht. Feuer frei für den Lynchmob. 

In der vergangenen Woche wurde allerdings bekannt, daß von Rönne beim diesjährigen Bachmann-Wettbewerb lesen soll. Einen noch unveröffentlichten Text, den sie lange vor ihrer Feminismus-Abrechnung geschrieben hat. Wie? Sie kennen den Bachmann-Preis nicht? Das macht nichts. Autoren zeichnen Autoren aus. 

Der Tagesschau-Redakteurin Anna-Mareike Krause, die nebenbei auch für den extrem linken Blog Publikative.org schreibt, ließ die Ehrung für die junge Kollegin keine Ruhe. Auf Twitter giftete sie, von Rönnes Feminismus-Artikel sei auch von der Frauenorganisation der NPD gelobt worden. 

Dafür kann die Autorin allerdings nichts. Und daß die NPD sich wie Linkspartei und SPD für den Mindestlohn einsetzt, hat in der Vergangenheit auch niemanden interessiert. Aber die „Nazikeule“ war in der Welt. Das Opfer war ausgemacht. Feuer frei für den virtuellen Lynchmob. Weiterverbreitet wurden die Nachrichten vom Grünen-Bundestagsabgeordneten Volker Beck. 

Da ließ die linksextreme Szene natürlich nicht lange auf sich warten. Mit Blick auf von Rönne schrieb sie: „Adel ist was für die Laterne.“ Geteilt wurde diese Nachricht vom evangelischen Pfarrer Hans Christoph Stoodt. Mitterweile ist der Mordaufruf gelöscht, und von Rönne darf nun trotzdem lesen. Ausnahmsweise.