© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 24/15 / 05. Juni 2015

Lesereinspruch

Laut und visionär

Zu: „AfD nach Bremen: Die Entscheidung“ von Dieter Stein (JF 21/15)

Dieter Stein läutet in seinem Kommentar schon das Totenglöckchen für die AfD. Er behauptet, die AfD werde nicht nur wegen der mangelnden Integrationskraft ihrer Führungskräfte, sondern an ihrer Politikunfähigkeit scheitern. Damit geht er den zweiten Schritt vor dem ersten. Denn die innere Integrationskraft ist die Voraussetzung für äußere Politikfähigkeit. Innerparteilicher Frieden gedeiht durch Nähe zur Basis und führt zur Geschlossenheit der Partei. Die erreicht man mit Kompromissen bei Positions- und Personalfragen. Eine junge Partei wie die AfD muß also interne Kompromisse schließen können. Das hat sie bisher nicht vermocht – ist aber unabdingbar. Eine junge Partei braucht aber weder Kompromiß- noch Koalitionsfähigkeit mit Dritten. Denn Realpolitik – auch da irrt Stein – ist nicht gefragt, solange die AfD nicht regiert. Das Gegenteil ist richtig: In der Opposition muß man laut und visionär auftreten. Wir dürfen uns nicht politisch anbiedern, sondern müssen unseren Wählern eine klar andere Politik anbieten. Eben eine Alternative.

Beatrix von Storch, MdEP, Brüssel/Straßburg