© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/15 / 29. Mai 2015

Haltungsnote
Der Taktstock und die Spargel
Christian Rudolf

Emotional, mitleidend – so kennen Konzertbesucher das Wesen des Dirigenten Enoch zu Guttenberg. Ein expressiver Geist, ein künstlerischer Feuerkopf. Der gerne, bevor noch der erste Ton erklingt, von seinem Pult aus eine appellative Rede an das Publikum hält. Über das, was ihn umtreibt.

 Und das ist seit geraumer Zeit die Sorge, die letzten ursprünglichen, nicht urbanisierten Naturräume könnten dem „Windkraft-Wahn“ geopfert, die Schönheit der deutschen Landschaft gänzlich verschandelt werden.

Deswegen reist der 68jährige als Botschafter des Windradgegner-Bündnisses „Vernunftkraft“ quer durch Deutschland – mit einer geharnischten Philippika im Gepäck: Das Erneuerbare-Energien-Gesetz seziert er als „gigantische Verschleuderungs- und Geldumverteilungsmaschinerie“; in Windparks, diesen „Vogelmordmaschinen“, erblickt er „Riesentotems eines Kultes der unbegrenzten Energie“.

Guttenberg, der Umweltschützer, könnte es einfacher, bequemer haben. Aber er will es nicht, und wollte es vor vierzig Jahren schon nicht, als er den Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) mitbegründete. Mit dem hat er sich 2012 wegen dessen Pro-Windkraft-Kurs überworfen.