© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/15 / 29. Mai 2015

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Zug über die Alpen“, JF 22/15

Eine Rechnung ohne den Wirt

Ganz Deutschland redet über die Zuwanderung. Besonders Politiker und linke Medien äußern sich über Willkommenskultur und Pflicht zur Aufnahme, doch nicht über die Höhe der Kosten, die längst unseren zur Verfügung stehenden Steuerrahmen überschritten haben.

Bodo Bühnemann, Fürstenfeldbruck







Zu: „‘Der Strom reißt nicht ab’“, im Gespräch mit Dieter Stockfisch, JF 22/15

Erkenntnisgewinn bei Woelki

Zu Recht hinterfragt Interviewer Moritz Schwarz dann doch den Begriff „Flüchtlinge“. Denn die wenigsten dieser Invasoren flüchten vor etwas – allenfalls fliehen sie zu etwas, nämlich den Fleischtöpfen Europas. Die Ansicht des Herrn Stockfisch, die Ursachen für die Flucht der Menschen lägen in ihren Herkunftsländern, ist die Sprachregelung der Gutmenschen. Sie liegen vielmehr in der von den Europäern selbst verbreiteten Kenntnis, daß sie in Europa, besonders Deutschland, Versorgung bis an ihr Lebensende vorfinden. Die Masse der Bedrängten findet, auch ohne Europa oder Deutschland anzusteuern, in Nachbarländern Sicherheit. Bürgerkriege sind allenfalls Ermutigung und Ausrede für Trittbettfahrer aus Ländern, in denen man sich bisher mit seiner Lage abfand. Logik scheint Herrn Stockfischs Sache nicht zu sein – er betont immer wieder den Zwang, Leute aus Seenot retten zu müssen. Ob man sich dazu in Kiel oder Wilhelmshaven in Marsch setzen muß, um sich 3.000 Kilometer weiter südlich der Erpressung illegaler Einwanderer nach Europa zu beugen: „Hier kommen wir, rettet uns und sorgt weiterhin für uns, wenn nicht, seid ihr Schuld an unserem Unglück!“ ist die Frage. Da wird das Recht zur Farce. 

In diesem Zusammenhang kann man Kardinal Woelki zu seiner umwerfenden Erkenntnis, die Versenkung von Schleuserbooten „mache für Flüchtlinge die Mauern höher und das Mittelmeer tiefer“, nur gratulieren.

Eberhard Koenig, Baiern







Zu: „Niemand will ein Spalter sein“ von Hinrich Rohbohm, JF 22/15

Wer nicht stubenrein ist …

Die überwältigende Mehrheit der Deutschen hat dem Nationalsozialismus und seinen kruden Ideen abgeschworen. Nennenswerter Rechtsextremismus existiert daher nur als Phantom in den Köpfen und Strategiekonzepten links-grüner Ideologen und ihren willfährigen Multiplikatoren (Parteien, Medien, Gewerkschaften, NGOs, Lobbyisten usw.). Dennoch vergeht kaum kein Tag, an dem Politiker und Medien nicht vor dem Schreckgespenst einer nach rechts driftenden Gesellschaft warnen. Nun glaubt sogar auch AfD-Chef Bernd Lucke, „das tote Pferd Rechtsextremismus“ reiten zu müssen, indem er seinen Kollegen in der Führungsriege unterstellt, es mangele ihnen an entsprechender Abgrenzung zur NPD. Gerade er weiß doch aus eigener leidvoller Erfahrung in unzähligen Talk-Runden, wie es sich anfühlt, ungerechterweise in die rechte Ecke gestellt zu werden, um als Schmuddelkind dazustehen.

Als Nichtparteimitglied konnte ich vor wenigen Wochen einer öffentlichen AfD-Veranstaltung beiwohnen. Vortragende Protagonisten waren Frauke Petry und Marcus Pretzell. Selbst nach über drei Stunden Redezeit mit zwischengeschalteter und anschließender Diskussion: Keine Spur von Fremdenfeindlichkeit, Homophobie, Diskriminierung politischer oder gesellschaftlicher Gegner, demokratiefeindlichen Äußerungen, Antifeminismus oder was sonst noch alles dem nationalkonservativen Flügel angekreidet wird. 

Lediglich die „Ihr seid alle Nazis!“-Rufe einiger anwesender Jungantifaschisten erinnerten daran, daß es so etwas wie „rechte Gesinnung“ im Bewußtsein der Deutschen überhaupt noch gibt. Freundlich, aber bestimmt, ließ Marcus Pretzell die Störenfriede mit der Bemerkung „Wer nicht stubenrein ist, muß eben draußen bleiben“ durch den Sicherheitsdienst hinauskomplimentieren.

Peter Weiler, Bobenheim-Roxheim







Zum Schwerpunktthema: „Sind wir noch souverän?“, JF 21/15

Falsche Fragestellung

Ihre Frage ist falsch gestellt! Richtig müßte sie lauten: „Wann wird Deutschland souverän?“ Schließlich verkündete bereits Finanzminister Schäuble am 18. November 2011, Deutschland sei „seit dem 8. Mai 1945 zu keinem Zeitpunkt mehr voll souverän gewesen“!

Peter Lauer, Hannover







Zu: „Die Entscheidung“ von Dieter Stein & „Baldige Spaltung nicht ausgeschlossen“ von Marcus Schmidt, JF 21/15

Mut zum Kompromiß

Auch eine nationalkonservative Partei hat in Deutschland eine Chance, wenn sie nicht ausländer- oder auslandsfeindlich ist und Niveau bewahrt. Sogar aus dem linksliberalen Milieu stammen daher die Wähler und Mitglieder der AfD. Ein rechter Flügel wiederum sollte die zunächst links von der Union angedachte Ausländerpolitk der AfD so mitgestalten, daß Integrationsprobleme nicht durch Rechtsextreme ausgenutzt werden können. Das realpolitisch Machbare in Kompromissen umzusetzen, wird man spätestens in derzeit noch fernen Koalitionsverhandlungen begreifen. Hierfür müssen Lucke, Petry und Gauland sich zum Kompromiß bereitfinden.

Claus-Georg Pleyer, Zirndorf





Bernd Lucke muß Einsicht zeigen

Eigentlich kann das politische Klima für Eurogegner kaum günstiger sein als derzeit, dennoch: Der AfD droht im Flügelstreit zwischen Liberalen und Konservativen selbstzerstörerisch nicht nur der Spaltpilz, sondern das unrühmliche Schicksal der Piratenpartei. Aber warum sollten Liberale und Konservative in der AfD nicht an einem Strang ziehen? So etwas hatte es doch schon mit der nationalliberalen FDP unter Erich Mende in den 50er Jahren gegeben – und diese Stelle ist bis heute unbesetzt geblieben. Man kann nur hoffen, daß beide Flügel der AfD sich spätestens beim Parteitag im Juni zusammenraufen und es nicht zum Showdown kommen lassen. Persönliche Egos dürfen dabei im Interesse einer gemeinsamen Politik nicht im Vordergrund stehen. Nur wenn beide Flügel in der AfD gleichberechtigt zum Zuge kommen, kann aus der neuen Partei etwas Großes werden. Das muß auch Parteigründer Bernd Lucke einsehen!

Henning Burgwald, Kappeln





Inquisition allgegenwärtig

Was im Mittelalter für den Großinquisitor Bernardo Gui der Antichrist, ist in diesem Staat Adolf Hitler und sein Nationalsozialismus. Da der vor 70 Jahren Selbstmord beging und dummerweise unmittelbar danach sein Leichnam verbrannt wurde – so daß für unsere zu spät gekommenen Widerstandskämpfer auch kein zivilcouragierter Akt in Form einer Grabschändung mehr möglich ist –, muß die kleine NPD als die Inkarnation des absolut Bösen herhalten. Nun ist das Böse – das zeigt die Geschichte – auch in der Inquisition allgegenwärtig. Daher ehrt es den des differenzierten Denkens fähigen Björn Höcke, wenn er meint, nicht alle NPD-Mitglieder seien gewalttätige Staatsumstürzler. Die Frage lautet: Will die AfD eine Alternative oder Teil der Inquisition – also des polit-medialen Kartells – sein. Angesichts der Heuchelei auf seiten der Inquisition – man denke etwa an die Vergangenheit eines grünen Ex-Außenministers – würde ich mich für die Alternative entscheiden.

Stephan Zankl, München







Zu: „Unangenehme Überraschung“ von Bastian Behrens, JF 21/15

Letzter AfD-Sieg in Bremen

Das knappe Wahlergebnis der AfD finde ich gut. Es ist einerseits ein Erfolg, andererseits aber auch ein Warnschuß. Die potentiellen Wähler erwarten eine klare Führung und ein klares Konzept von der Partei. Die AfD hat es selbst in der Hand, ob sie weiterhin erfolgreich sein wird, oder ob Bremen der letzte Erfolg in ihrer Geschichte war.

Dr. Edgar Umlauf, Garching







Zu: „Ich will keine Spaltung“ von Marcus Schmidt, JF 20/15

Auf Deutschland angelegt

Die Alternative für Deutschland hatte von Beginn an das „für Deutschland“ in ihrem Namen – was ja auch den linken Furor geweckt hat. Da darf es nicht wundern, wenn Menschen mit nationalem Impetus in ihr endlich eine politische Heimat zu finden hoffen. Dies muß sich Hans-Olaf Henkel wohl sagen lassen. Doch auch ein Björn Höcke muß noch lernen, national von nationalistisch zu unterscheiden – vergreift er sich doch gern in seiner Wortwahl. Es ist zu wünschen, daß es noch nicht zu spät ist, aufeinander zuzugehen.

Hans-Gert Kessler, München







Zu: „Reinen Tisch machen“ & „Auf einen Ketzer berufen“ von Karlheinz Weißmann, JF 21/15 & JF 19/15

Fundament und Erdgeschoß

Die ganze Bibel ist wie ein Haus. Ohne das Alte Testament (AT) fehlten das Fundament und das Erdgeschoß, das Haus bräche in sich zusammen. Ohne das Neue Testament (NT) fehlten der erste Stock und das Dach, das Haus wäre unvollständig. Mit anderen Worten: Ohne Judentum kein Christentum, ohne AT kein NT, ohne Synagoge keine Gemeinde Jesu.

Michael Schrimpf, Nidda







Zu: „Deutsche Opfer sind vergessen“ von Paul Rosen, JF 21/15

Nach de Gaulle schlecht bestellt

De Gaulle sagte einst, den Charakter eines Volkes erkenne man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Gefallenen umgeht. Demnach ist es um unser Volk und noch mehr um unsere „Spitzenpolitiker“ schlecht bestellt. Sicherlich können und dürfen die Russen ihre Toten betrauern und ihrer gedenken. Muß es jedoch in dieser triumphalen und monumentalen Gestik geschehen, die völlig ausblendet, daß Stalin Millionen eigener Soldaten und Kriegsgefangener auf dem Gewissen hat? Sie wurden genauso verheizt wie die unter Hitler auf deutscher Seite. Kam ein Russe aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurück, wurde er gleich in den Archipel Gulag weiterdelegiert – wenn er Glück hatte. 

Wenn siebzig Jahre nach Kriegsende in Rußland wieder ein Stalindenkmal enthüllt werden darf, dann ist klar, wes Geistes Kind Putin und seine Genossen sind. Diese Heldenverehrung im Stile des postsowjetischen Monumentalismus und kritiklosen Heroismus zu unterstützen, um dem Kreml zu schmeicheln und dabei die millionenfache Barbarei im deutschen Osten schlichtweg auszublenden, ist geschichtslos und unmoralisch. Das sollte auch das deutsche Staatsoberhaupt als gelernter Prediger wissen.

Dr. Petro-Alexander Rarey, Espelkamp







Zu: „Leere Versprechen“ von Ronald Gläser, JF 21/15

Ein Haushalt ohne Gewissen

Von 38 Milliarden Steuermehreinnahmen bekommt der deutsche Steuerzahler nun großzügig eine „Steuersenkung“ durch dezente Abmilderung der kalten Progression in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, also nicht einmal 4 Prozent der Mehreinnahmen zurück. Wobei dies erst mal nur eine Absichtserklärung ist. Das ist unverschämt wenig. Warum wird dem deutschen Steuerzahler die volle Rückerstattung der Mehreinnahmen verweigert? Der deutsche Staat muß sich wohl auf das absehbare Euro-Schuldendesaster der Fakelaki-Republik Griechenland vorbereiten. Zudem braucht der deutsche Staat das Geld für die Alimentierung und Finanzierung der inzwischen über 600.000 zwar abgelehnten, aber immer noch nicht abgeschobenen Asylbewerber sowie der weiterhin unter dem Asylvorwand ankommenden Wirtschaftsflüchtlinge. 

Dabei klammert sich der deutsche Staat grundsätzlich an jede Steuereinnahme wie ein Baby an seine Mutter. So haben wir immer noch die 1939 von den Nazis wiedereingeführte Sektsteuer, und auch der „Solidaritätszuschlag“ ist absehbar eine Ewigkeitssteuer, die lediglich vielleicht mal den Namen ändern wird. Klar, daß solch ein Staat, also die für ihn handelnden Politikerinnen und Politiker, keinerlei Absichten hat, dem Bürger unverhoffte Mehreinnahmen jemals zurückzugeben! Es ist natürlich leichter, dem Bürger Geld vorzuenthalten, als irgendwo zu sparen. Freilich finden sich viele Verwendungszwecke für die Mehreinnahmen: Infrastruktur, Bildung, innere Sicherheit etc. Nur: Der deutsche Staat ist immer noch (hinter Belgien) der Staat, der von seinen Bürgern die meisten Abgaben (inklusive Verbrauchssteuern, Sozialabgaben etc.) kassiert! Der Staat hat also im Vergleich zu anderen Industriestaaten mehr als genug Einnahmen. Er wirtschaftet nur nicht gewissenhaft genug.

Hans Wolfgang Schumacher, Düsseldorf







Zu: „Das Nahe so fern“ von Paul Leonhard, JF 21/15

Die Fahne wehte ihm voran

Am 8. Mai 1945 stand ich am Fenster eines Mietshauses und sah die mit Russen beladene LKW-Kolonne vorüberrollen. Ich hatte ein weißes Laken gehißt. Als ich trotz heftigen Klopfens an der Entreetür nicht geöffnet hatte, klirrten die Scheiben der Tür. Im Korridor stand mir ein Bolschewist gegenüber. Eine Fahne, wie meine Nase noch nie geahnt hatte, wehte ihm voran, zur Kennung trug er ein Teilsymbol aus dem kommunistischen Enblem, den Hammer in der Hand. Ich war allein. Er fragte vorwurfsvoll: „Warum nicht aufmachen?“

Meine Mutter war dem Eindringling mit anderen Frauen im gebührenden Abstand auf den Fersen geblieben und antwortete statt meiner aus dem Hinterhalt: „Angst.“ – „Warum Angst?“ – „Propaganda.“ Und er wieder mir zugewandt: „Dummkopf“, klatschte mir seine flache Hand an die Stirn, ging in die Schlafstube, entnahm dem Wäscheschrank ein Taschentuch und ging. Das war das einzige peinliche Zusammentreffen mit einem Bolschewisten.

Klaus Peter Schwalm, Berlin