© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/15 / 29. Mai 2015

Die teure Marotte eines Präsidenten
Sprachenstreit: Franzosen demonstrieren für die Beibehaltung des Deutschunterrichts an Schulen ihres Landes
Richard Stoltz

Schwarz-Rot-Gold auf den Champs-Élysées in Paris: Die deutschen Nationalfarben dominierten am Dienstag voriger Woche Frankreichs Prachtboulevard, als Deutschliebhaber für die Beibehaltung des Deutschunterrichts an französischen Schulen demonstrierten. Hintergrund: Frankreichs Präsident Hollande und seine aus Marokko stammende Bildungsministerin Najat Vallaud-Belkacem wollen Deutschunterricht in den Schulen abschaffen beziehungsweise dramatisch einschränken (JF 18/15). Auch den beiden klassischen Kultursprachen Alt-Griechisch und Latein soll es an den Kragen gehen. Das sei doch alles „überflüssiger Plunder“. Lieber solle man künftig Arabisch lernen. 

Die französische Geisteswelt ist entsetzt. Zahllose Größen, darunter Nobelpreisträger und Goncourtpreisträger, haben schärfsten Protest gegen die Pläne der sozialistischen Regierung eingelegt. Die Gilde der Deutschlehrer sieht ihren Berufsstand beleidigt und verhöhnt und hat erbitterte Streiks angekündigt, falls Hollandes Projekt in Gesetzesform gegossen würde. 

Manche Kulturträger wiegeln freilich eher amüsiert ab. Das Ganze, so sagen sie, entspringe mehr einer Marotte des Präsidenten als kaltblütigen Überlegungen zur Senkung abendländischer Bildungsstandards. Hollande sei nun mal vernarrt in hübsche jung-mittelältere Frauen aus exotischen Weltgegenden und habe dafür gesorgt, daß sie zu ihm ins Kabinett kommen und sich dann in der Öffentlichkeit auffällig verhalten. 

Kürzlich hatte es ja schon einmal einen vergleichbaren Skandal gegeben. Die von Hollande als Kulturministerin ins Kabinett geholte Südkoreanerin Fleur Pellerin (Geburtsname Kim Jong-suk) bekannte in einem Fernsehinterview gutgelaunt, daß sie weder ordentlich schreiben könne noch irgendwelche Bücher lese. Ein Proteststurm erhob sich, man sprach von Barbarei, doch der Präsident nahm es gelassen. Mittlerweile wollen ihn laut Umfragen über achtzig Prozent der Franzosen aus dem Amt entfernt sehen. Der unabhängige Beobachter aber fragt sich: Warum nur achtzig Prozent?