© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/15 / 29. Mai 2015

Polen wählen sozialkonservativen Präsidenten
Gegen die da oben
Jörg Fischer

Erst die Finnen (Perussuomalaiset), dann die britischen Tories und nun die sozialkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Ex-Premier Jaroslaw Kaczy´nski – die mit Führungsquerelen beschäftigte AfD sollte bei ihren Fraktionskollegen im Europaparlament nachfragen, wie man trotz feindlicher Medien, manipulierter Umfragen und Warnungen aus dem Ausland erfolgreich Politik macht – und siegt.

Im Fernsehduell hatte der Merkel-Freund und bisherige Präsident Bronislaw Komorowski vorn gelegen – amEnde kam aber PiS-Kandidat Andrzej Duda auf 51,55 Prozent. Wenn der 43jährige Jurist und Familenvater am 6. August ins Warschauer Schloß einzieht, wird er nicht alles anders machen, aber er könnte soziale und nationalkonservative Zeichen setzen, wenn die PiS auch die Sejm-Wahlen im Herbst gewinnt. 

Mehr Kontrolle der Banken und Konzerne, Steuererhöhungen für ausländische Supermarktketten, soziale Mindeststandards, Vertretung nationaler Interessen in Brüssel (wo Ex-Premier Donald Tusk den EU-Rat führt) – das klingt nach dem Rezept des gern verteufelten ungarischen Premiers Viktor Orbán. Auch außenpolitisch dürfte der „der ganzen Nation verpflichtete“ und deswegen inzwischen parteilose Duda knallhart polnische Interessen verfolgen. Im Ton vielleicht konzilanter als Kaczy´nski, aber daß seine Ehefrau Agata Kornhauser-Duda Deutschlehrerin ist, sollte speziell in Berlin niemand überbewerten.