© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/15 / 22. Mai 2015

Leserbriefe

Zu: „Der gute Europäer“ von Bruno Bandulet, JF 21/15

Partner in der EU-Kritik

Es dürfte spannend werden, wenn Deutschland unter Angela Merkel erkennt, daß sich mit David Cameron eine einmalige, vielleicht die letzte Chance bietet, die Europäische Union zu reformieren. Es wäre das Gebot der Stunde. Die Vorzeichen für ein Gelingen sind jedoch alles andere als gut. Großbritanniens Image als ein Land, das egozentrisch und hart nur seine eigenen Interessen vertritt und für die eigenen Vorteile kämpft, ist zwar völlig einseitig, aber fest in den Köpfen unserer Bevölkerung verankert.

Briten sind bekannt für ihren ausgeprägten Realitätssinn. Am Beispiel des gegenwärtigen Flüchtlingsproblems wird es wieder deutlich. Während die Bundesrepublik der Außenwelt eine Willkommenskultur verkündet, die den Zustrom von Wirtschaftsflüchtlingen nach Deutschland täglich weiter anschwellen läßt, ist die britische Regierung der Auffassung, daß die derzeitigen Rettungsmaßnahmen den Schleppern in die Hände arbeiten und das Problem nur noch verschlimmern.

Verläßt England die EU, hätte Deutschland seinen wichtigsten Verbündeten auf dem Gebiet einer freiheitlichen Wirtschaftspolitik verloren und müßte künftig noch mehr Geld nach Brüssel abführen. Wenn in Großbritannien zeitweilig bereits 67 Prozent der Bevölkerung einen Austritt aus der EU befürworteten, sollte das nicht als spleenig abgetan werden. Bei uns sollten die Alarmglocken läuten, wenn die OECD die Asiaten davor warnt, dem schlechten Weg Europas zu folgen und eine gemeinsame Währung einzuführen. In England wurden die Vor- und Nachteile der EU (inklusive Euro) längst nüchtern analysiert und publiziert. Davon ist bei uns wenig zu spüren. Wenn uns etwas an einem starken Europa liegt, sollte Deutschland Cameron bei seinen Vorhaben nach Kräften unterstützen.

Rudolf Jansche, Wilhelmsfeld




Zu: „Zahlen statt abschieben“ von Michael Paulwitz, JF 21/15

Bald schlägts dreizehn

Danke Herr Paulwitz! Ihren Bericht müßte jeder Deutsche mit seiner Lohnabrechnung in die Post bekommen. Wie sonst sollte diese kranke Vorgehensweise noch gestoppt werden können? Es ist nicht fünf nach zwölf, sondern schon halb eins.

Stefan Engler, Essen


Alternative Fährverbindung

Schizophren ist laut Duden: „widersprüchlich, in hohem Grade inkonsequent“. Und so handeln unsere schwarz-rote Regierung, 660 Bundes- und viele hundert Landtagsabgeordnete. Deshalb kann mir auch keiner erklären, warum man sich einerseits über Kinder- und Altersarmut in unserem Lande beklagt, aber andererseits 533.208 rechtskräftig abgelehnte Asylbewerber (Stand: 31. Dezember 2014) nicht abschiebt, sondern mit etwa vierzig Euro pro Tag und Person alimentiert. Das sind 21,3 Millionen Euro täglich, 640 monatlich und 7,7 Milliarden Euro im Jahr. Weil von diesem Geld nicht nur die illegalen Einwanderer leben, sondern auch Tausende von Wohnraumvermietern vom Hotelier bis zur Kommune, wird sich daran wohl nichts ändern.

Und es kann mir auch keiner erklären, warum wir einerseits aufwendige Asylverfahren durchführen und dafür auch noch viel zusätzliches Personal einsetzen und andererseits die Ergebnisse völlig belanglos sind, weil doch alle hierbleiben dürfen. Wer diese Politik nicht für schizophren hält, sollte doch gleich für Flüchtlinge eine Fährverbindung von Afrika nach Europa einrichten. Das wäre doch einfacher, billiger und humaner, als sie erst in Seenot geraten und dann von unserer Marine abholen zu lassen.

Peter Fricke, Bad Hersfeld




Zu: „Ein großes Mädchen als Siegerin der Geschichte“ von Thorsten Hinz, JF 21/15

Selbsterniedrigtes Parlament

Claudia Roth hätte sicher gern gesehen, wenn der Autor das Adjektiv „großes“ groß geschrieben hätte und sie sich bereits zu Lebzeiten in das Geschichtsnirwana entrückt sehen könnte. Roth gehört zur Führungriege jener überflüssigen Berufspolitiker, die noch nie richtig gearbeitet haben, sich auf Kosten der fleißigen deutschen Steuerzahler fürstlich apanagieren lassen und ganz entschieden zum schlechten Ansehen der Politiker und unseres Systems beigetragen haben.

Roth gehört zu jenen einfältigen Polit-Stars in diversen Talkshows, die dort unentwegt in herablassender und diktatorischer Manier mangels Sachkenntnis auf die Mitdiskutanten verbal einschlagen. Fundierter Kritik an ihr begegnet sie aber nicht durch ein sachliches Streitgespräch, denn dazu ist sie nicht fähig. Statt dessen überzieht sie ihre Kritiker mit Beleidigungsanzeigen.

Wir reden heute von der Selbstentmachtung des Parlaments im März 1933. Mit der Wahl der Deutschlandhasserin Roth zu einer Bundestagsvizepräsidentin hat sich das ganze Parlament intellektuell selbst erniedrigt. Die Redewendung Gerhard Schröders vom „Gedöns“ trifft eigentlich auch den Politikertypus Claudia Roth.

Prof. Dr. Eckhard Rückl, Eschershausen




Zu: „Deutsche Opfer sind vergessen“ von Paul Rosen, JF 21/15

Kein Präsident, keine Kanzlerin

Mit der Niederlegung eines wahren Monsterkranzes gedachte die Bundeskanzlerin am 10. Mai in Moskau der gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs – wohlgemerkt nur der sowjetischen Gefallenen. Einige Tage zuvor gedachte der Bundespräsident der in deutscher Kriegsgefangenenschaft umgekommenen sowjetischen Soldaten.

In den Wochen davor gedachten auch alle anderen damaligen Gegner ihrer Gefallenen. Das ist aller Ehren wert, sie mußten ihr Leben für ihr Land und ihr Volk opfern. Ihre Nachkommen würden es als eine Schande ansehen, sie zu vergessen. Die Teilnahme hochrangiger deutscher Politiker an allen diesen Gedenkfeiern ist siebzig Jahre nach Kriegsende eine hochrespektable Bekundung der Teilnahme an der gemeinsamen Trauer über jenes schreckliche Geschehen.

Aber: Kein Bundespräsident, keine Bundeskanzlerin, kein Minister hat auch nur in einem Nebensatz seiner so einfühlsamen Gedenkreden ein Wort zu den unzähligen deutschen Gefallenen und den in alliierten und vor allem sowjetischen Kriegsgefangenenlagern zu Tode geschundenen deutschen Soldaten gefunden. Auch sie hatten diesen Krieg nicht gewollt und ihrem Staat gehorchen müssen. Was für eine devote, erbärmliche Haltung – das sehe ich als eine Schande an!

Mein Vater (schlichter Obergefreiter) ist fünf Wochen vor Kriegsende gefallen. Ich bin der einzige, der ihn noch in schwacher Erinnerung hat und seiner gedenkt. Die ergriffenen Mienen und Sprechblasen dieser Politiker brauche ich dazu nicht.

Hans Daxer, Marquartstein




Bitburg bleibt ein Vorbild

Als Chefredakteur der New Yorker Zeitung World schrieb der einflußreiche Publizist Walter Lippmann einst: Der Sieger habe „die Darstellung der Geschichte aus der Sicht der Sieger in die Gehirne der Besiegten einzupflanzen“. Dies mag einiges erklären.

Selbst kann ich mich noch gut daran erinnern, als Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Präsident Ronald Reagan 1985 in Bitburg Kränze an den Gräbern gefallener deutscher Soldaten niederlegten. Das war für mich Versöhnung über den Gräbern, eine würdevolle Ehrung. Nur so kann Völkerverständigung sinnvoll gelingen, wenn der Kriegstoten beider Seiten würdig gedacht wird. Heute haben wir zwei Spitzenpolitiker in Deutschland, Angela Merkel und Joachim Gauck, die beide in der DDR sozialisiert wurden. Deutsche Opfer der Weltkriege scheinen ihnen gleichgültig. Am 8. Mai einen Kranz für die Opfer des eigenen Volkes niederzulegen, ist für sie augenscheinlich undenkbar. Walter Lippmanns Worte sind wohl heute Realität geworden. Nach dem Krieg war es für die Politiker unseres Landes noch selbstverständlich, der eigenen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken.

Ulf Friedrich, Gelsenkirchen




Zum Schwerpunktthema: „‘Erlöst und vernichtet’“, JF 20/15

Einseitige Betrachtung

Ich bin das Politikergerede leid, daß der 8. Mai 1945 einseitig nur als „Befreiung“ gefeiert wird. Die Siegermächte haben nicht nur gegen Hitler gekämpft, sondern gegen Deutschland, also auch gegen die Deutschen, die nicht Hitler-Anhänger waren. Sie kamen nicht als Befreier, sondern um einen Feindstaat zu besetzen. Nach dem 8. Mai 1945 ist meine Tante nach der Vergewaltigung durch Soldaten der Sieger nur knapp dem Tode entronnen. Mein Vater lag halb tot im Lazarett. Vor den vielen oft tödlichen Gefahren nach dem 8. Mai 1945 haben meine Schwester und mich nicht die „Befreier“ bewahrt, sondern ausschließlich unsere Mutter, die wie eine Löwin in dieser schweren Zeit ihre zwei kleinen Kinder unter Einsatz ihres Lebens beschützt hat. Nur ihr verdanken wir, daß wir noch heute leben dürfen. Daran mußte ich denken, als ich ihr am Muttertag eine Blume auf das Grab gelegt habe.

Detlef Moll, Waldbröl


Wahrheitsgetreue Annäherung

Im Alter von 15 Jahren habe ich als Luftwaffenhelfer an der 8,8-cm-Flak die Bombenangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 erlebt, mit 17 Jahren dann im Einsatz als Soldat an der Oderfront die letzten Kämpfe und den Zusammenbruch.

Der Artikel von Thorsten Hinz beschreibt in prägnanter und beeindruckender Form die Empfindungen vieler Menschen meiner Generation in den Tagen des Kriegsendes sowie die geschichtlichen Ursachen, die zu dieser Katastrophe geführt haben. Herzlich möchte ich Ihnen daher an dieser Stelle danken, daß die JUNGE FREIHEIT seit langer Zeit die Vergangenheit wahrheitsgetreu darstellt und die Probleme der Gegenwart offen anspricht, anstatt sie – wie vielfach von Politik und Medien geschehen – zu beschönigen, zu verfälschen oder gar zu ignorieren.

Günter Maack, Wedel




Zu: „Bild der Woche / Sonne, Mond ... und (Verdienst-) Sterne“, JF 18/15

Seehofer schafft mit ab

Ernstzunehmende Menschen wunderten sich bereits, als Claudia Roth aufwendig – für mehr als 12.000 Euro monatlich – als Bundestagsvizepräsidentin entsorgt wurde. Doch daß nun auch noch die bislang eher bodenständige CSU dieser Frau aus den Händen von Ministerpräsident Horst Seehofer einen Orden verleiht, läßt nur eine Erklärung zu: Deutschland schafft sich wirklich ab.

Wolfgang Jäger, Dortmund




Zum Schwerpunktthema: „Der große Gender-Quatsch“, JF 18/15

Verkehrt, wer sich nicht wehrt

Natürlich sind wir das Volk! Ebenso klar leben wir in einer Demokratie und können frei wählen. Aber können wir denn wirklich wählen? Bei Volksentscheiden etwa wird deutlich, daß wir zwar das Volk sind, aber daß wir nur mitbestimmen dürfen, wenn es „den Lenkern“ genehm ist. Vielfach werden wir überhaupt nicht gefragt. Beispielhaft ist hier das Gender Mainstreaming. Von oben wurde uns eine neue „gendergerechte“ Sprachregelung aufs Auge gedrückt. Schwul und lesbisch sein ist in, die Familie und der Glaube sind out. Staatlich finanziert findet gleichzeitig still und heimlich eine Manipulation unserer Muttersprache statt. Keine Rechtschreibreform griff so drastisch in sie ein, wie es nun gendergerecht geschieht. Wie können wir uns gegen das Überstülpen von Schwulen-, Lesben-, Transgender-Gedankengut und die Umgestaltung unserer Muttersprache wehren? Wie gegen die Verdrängung alter Werte, Tugenden, Glaubenssätze aufbegehren?

Soziale Netzwerke böten eine gute Protestplattform. Auf unsere „freien“ Medien können wir nicht bauen. Dieses Aufbegehren müßte eine unabhängige Bewegung sein, glaubens- und parteiübergreifend, unter Einbeziehung deutscher Muslime, um nicht in eine Ecke abgeschoben zu werden. So könnten die, die an Werten festhalten möchten, Courage zeigen. Wenn ein Volk sich nicht wehrt, darf es sich nachher nicht beschweren.

Edgar Nahrath, Bockau




Zu: „Das Eigene bevorzugen“ von Lothar Fritze, JF 18/15

Mehr Narzißmus, bitte!

Das von Lothar Fritze angerufene christliche Gebot der Nächstenliebe „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (unter anderem 3. Mose 19, 18) gehört ohne jeden Zweifel zu den ethischen Grundlagen unserer zivilisierten, noch immer christlich geprägten Gesellschaft, an denen sich auch Menschen orientieren, die sich selbst gar nicht als Christen verstehen.

Dieser über christliche Begründungen weit hinausgehende gesellschaftliche Konsens hat völlig verdrängt, daß das Gebot der Nächstenliebe ein Doppel-Gebot ist: Liebe deinen Nächsten – wie dich selbst. An diesen zweiten Teil des Liebesgebotes zu erinnern, scheint angesichts der kaum noch zu bändigenden Liebesbereitschaft zu den gar nicht so nahen „Nächsten“ nahezu unmöglich. Aber darf die Frage nach unserer Eigenliebe tabuisiert werden? In der Psychologie gilt die Erkenntnis, daß nur, wer sich selbst achtet, auch andere achten kann und von anderen geachtet wird. Ebenso verhält es sich mit der Fremd- und der Eigenliebe.

Aber wir scheinen dazu gar nicht mehr in der Lage zu sein: Uns zu fragen, wie sehr wir uns (noch) selbst lieben. Gibt es eine Nächstenliebe, die unsere Eigenliebe in Frage stellt? Ist es unchristlich zu fragen, wieviel Nächstenliebe ist zuviel? Ich vermag dies nicht zu beantworten, aber ich denke, es ist legitim, die Leser der JUNGEN FREIHEIT über den so lesenswerten Beitrag von Professor Fritze hinaus zum Nachdenken darüber anzuregen.

Dr. Hans Joachim Berg, Berlin