© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/15 / 22. Mai 2015

Eye for bipsh
Antwort auf Pegida: Dresden soll zweisprachig werden
Thomas Paulwitz

Dresden will jetzt die Antwort auf Pegida gefunden haben: „Wir müssen die Dresdner Bevölkerung an die Zweisprachigkeit gewöhnen.“ Damit werde fremdenfeindlichen Tendenzen der Boden entzogen, meinte kürzlich Professor Wieland Huttner, Direktor am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und stellvertretender Vorsitzender von Dresden-Concept. Das ist ein Verein, der die Internationalisierung Dresdens vorantreiben möchte und deswegen gegen Pegida demonstriert.

Mit der „Zweisprachigkeit“ sind nicht etwa Sächsisch und Hochdeutsch gemeint, sondern Deutsch und Englisch. Anfangen sollen die Taxifahrer: „Während die Fahrer auf Fahrgäste warten, können sie doch Vokabeln üben.“ Aber auch Straßen und Haltestellen sollen schon bald auf englisch ausgeschildert werden, damit die Stadt internationaler wirkt. Huttner schwebt eine „komplette Zweisprachigkeit“ des öffentlichen Lebens in Dresden vor.

Beim Dresdner Ersten Bürgermeister, Dirk Hilbert, Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl am 7. Juni dieses Jahres, trifft Huttner auf offene Ohren. Ein gewisser „positiver Druck“ sei von städtischer Seite durchaus denkbar, meint der Freidemokrat. Bereits jetzt bestehen in Dresden aufgrund der niedrigen Arbeitslosigkeit „Welcome Center“, deren Mitarbeiter ausländische Fachkräfte auf englisch beraten. Das entspricht auch der Forderung des FDP-Politikers Alexander Graf Lambsdorff. Der Vizepräsident des Europaparlaments verlangt, daß Englisch in Deutschland Verwaltungssprache werden muß.

Die ersten haben freilich schon längst ohne „positiven Druck“ und ganz freiwillig damit begonnen, die angestrebte Zweisprachigkeit für Dresden zu zelebrieren. Eine Frau zeigte im Januar auf eindrucksvolle Weise, welche Vorteile es hat, auch im englischsprachigen Ausland verstanden zu werden, um auf diese Weise den Ruf der Stadt zu pflegen. So schmierte sich Fräulein Mercedes Reichstein auf ihren nackten Körper den Willkommensgruß: „Bomber Harris, do it again!“ Ob Dresden mit der angestrebten Zweisprachigkeit wirklich ein Bombengeschäft winkt?