© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/15 / 22. Mai 2015

Energieversorger EnBW will Windparkbetreiber Prokon retten
Grüne Staatshilfe
Ronald Gläser

Würden die Gesetze von Angebot und Nachfrage gelten, dann wäre Ökostrom ein absolutes Nischenprodukt. Es würde ungefähr so selten gekauft wie ein Bio-Suppenhühnchen für 28 Euro im Vergleich zum normalen Huhn für drei Euro aus dem Tiefkühlfach bei Rewe. Nur weil der Staat den Strommarkt verzerrt, indem er Ökostromanbietern Milliardensubventionen zuschustert, gibt es so viele davon.

Trotz der gewaltigen Zuschüsse war Prokon nicht lebensfähig. Der Windparkbetreiber ging ein, weil immer mehr Anleger ihr Geld zurück wollten. Sie ahnten, daß die Renditeversprechen nicht eingehalten werden können. Vom einen Moment auf den anderen drohte den Investoren der Totalverlust. Doch dann kam die vor kurzem dilettantisch verstaatlichte EnBW und bot den Prokon-Anteilseignern etwa die Hälfte ihrer Einlage. Warum? Der Energieriese, in dessen Aufsichtsrat Vertreter von Grünen, Sozialdemokraten und Verdi den Ton angeben, möchte sein Image aufbessern. EnBW war und ist Atomstromproduzent – und dafür schämt sich der Energieriese so sehr, daß er seinen Kunden mehr Ökostrom anbieten will, ob die das nun wollen oder nicht. 500 Millionen Euro würde der Stromkonzern dafür bezahlen. Die Anteilseigner entscheiden darüber im Juli.

Das einzig Gute an der Prokon-Übernahme ist, daß 75.000 Windstrom-Gläubige(r) wenigstens einen Teil ihres Geldes wiedersehen. Die meisten von ihnen waren kleinere Investoren, die sich von den hohen Zinsen der Genußscheine hatten anlocken lassen. Die Halbierung des Kapitals ist schmerzhaft, aber immer noch besser als ein Totalverlust wie bei Inhabern von Kreditverbriefungen während der Finanzmarktkrise 2008. Eigentlich ein guter Wert, wenn wir bedenken, daß das Produkt von Prokon auf einem freien Markt beinahe unverkäuflich wäre.