© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/15 / 15. Mai 2015

Nach der Öffnung der Asylrecht-Schleuse: Irrelevanz des Vorzeige-Modells Kanada
Einwanderung wie in Deutschland
(ob)

Einst war der Arbeitsvertrag eine migrationspolitische Conditio sine qua non, um als Ausländer wenigstens zeitweise im Lande bleiben zu dürfen. Dieser Riegel ist inzwischen soweit gelockert worden, daß Deutschland für die OECD eines der liberalsten Länder weltweit in Sachen „Arbeitsmigration“ ist. Durch die Umfunktionierung des Asylrechts zwecks Einschleusung von Massen illegaler Armutsflüchtlinge ist es jedoch zugleich das beliebteste Ziel für „Asylanten“. Vor dem Hintergrund dieses politisch gewollten Mißbrauchs weiter über das als „vorbildlich“ gepriesene kanadische Einwanderungsrecht zu diskutieren, mutet daher nur gespenstisch an. Zumal, wie Holger Kolb vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration behauptet, das „Punktesystem-Land“ Kanada sich seit 2008 „arbeitsmigrationspolitisch“ Deutschland angenähert habe (Forschung&Lehre, 4/2015). Beide Länder verfügten daher mittlerweile über mehr strukturelle Ähnlichkeiten in der Ausgestaltung der Arbeitsmigrationspolitik als angenommen werde. Insoweit könnten sich deutsche Politiker ihre „Bildungsreisen“ nach Toronto oder Ottawa sparen. Daß diese Systemangleichung für die eigentliche Problematik des deutschen „Einwanderungslandes“ so irrelevant ist wie seine Dekonstruktion des „Mythos Punktesystem“, erwähnt Kolb allerdings nicht.

www.forschung-und-lehre.de