© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/15 / 15. Mai 2015

Zitate

„Derzeit scheitern viele Staaten und verfallen. Das hat oft mit Korruption und Mißmanagement zu tun. Den Hauptgrund sehe ich aber in der falschen Konstruktion vieler Staaten. Sie gehen von der Annahme aus, daß eine Nation deckungsgleich wäre mit ihren staatlichen Grenzen. Das ist aber nur selten der Fall. Die meisten Staaten sind Vielvölkerstaaten, in denen zusammengepreßt ist, was nicht zusammengehört und nicht zusammen sein will.“

Michael Wolffsohn, Historiker und Publizist, in „Idea Spektrum“ vom 6. Mai 2015





„Eine in unserer Zeit verbreitete falsche Annahme ist, daß jemand, der der politischen Linken angehört, von guten Absichten motiviert sei, selbst dann, wenn er schlechte Dinge tut, während jemand von der politischen Rechten von schlechten Absichten motiviert sei, selbst dann, wenn er gute Dinge tut.“

Douglas Murray, britischer Publizist, auf der Internetseite des Gatestone Institute am 7. Mai 2015





„Über den Trümmern eingestürzter Staaten steigen giftige Dämpfe auf. Die Menschen werden empfänglich für beseelte Wohltäter, für idealistische Vollstrecker und für Gutmenschen, die sich mit den höchsten Mächten im Bund wähnen. Zivilisation ist das Resultat politischer Ordnung. Ordnung ist Unordnung immer vorzuziehen. Wer heute politische Ordnungen über den Haufen wirft, muß wissen, welche Kräfte er entfesselt.“

Roger Köppel, Chefredakteur und Herausgeber, in der „Weltwoche“ vom 7. Mai 2015





„Gerade erst ist in Rußland, in der Stadt Lipezk, eine neue Stalin-Büste eingeweiht worden. Das mußt du als Massenmörder erst einmal schaffen. Du bringst Millionen um, und noch Jahrzehnte später werden dir Denkmäler errichtet. Da sieht man, was ein gewonnener Krieg ausmacht. Wenn du als Massenmörder deine Kriege gewinnst, ist alles okay. (...) Mit Stalin als alleinigem Sieger wäre ganz Europa in ein Straflager verwandelt worden. Die Rote Armee hat den Überlebenden der Konzentrationslager die Freiheit gebracht, danach wurden die Lager mit neuen Insassen gefüllt, von denen viele unschuldig waren und viele starben. Hitlers Ende war eine Befreiung. Danach begann, im sowjetisch besetzten Teil Europas, der Aufbau eines neuen Unterdrückungssystems. Unsere Gedenkrituale zum 8. Mai, dem Tag des Kriegsendes, sind seltsam. Wir haben die Sprachregelungen der DDR übernommen, die ihrerseits auf Stalin zurückgehen.“

Harald Martenstein, Kolumnist, im „Tagesspiegel“ vom 9. Mai 2015





„Die heutigen Eltern befinden sind in einem Suchprozeß: Manche wollen zurück zu einem autoritären Erziehungsstil, zumal die sogenannte Kuschelpädagogik in Verruf gekommen ist. Kinder, denen keine Grenzen gesetzt wurden, entwickelten keine Frustrationstoleranz und keine Empathie, weil sie nie auf die Bedürfnisse anderer Rücksicht nehmen mußten. Andere Eltern glauben wiederum, mit Liebe, Verständnis und Ermutigung ließen sich Grenzen umgehen. Aber auch das funktioniert nicht.“

Antonia Giacomin, Elternberaterin, in der „NZZ“ vom 11. Mai 2015