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Moderne Wege wissenschaftlichen Publizierens: Kostspielige Pfadabhängigkeiten
Fachzeitschriften auf dem Sterbebett
(dg)

Wissenschaft verändert sich durch neue Kommunikations- und Interaktionstechnologien. Was nur zu Verbesserungen führe, so behauptet Benedikt Fecher vom Berliner Alexander-von-Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft, wenn jahrzehntealte „Pfadabhängigkeiten“ des wissenschaftlichen Publizierens endlich aufgegeben würden (ProLibris, 4/2014). So benötige die Qualitätsbegutachtung durch anonym bleibende Fachkollegen bis zu drei Jahre, bevor ein Text in einer Zeitschrift veröffentlicht werde. Im disziplinübergreifenden „Open Access Journal“ gehe es hingegen wesentlich schneller, da die Gutachter nur prüften, ob der Inhalt „guter wissenschaftlicher Praxis“ entspreche und die Ergebnisse stimmen. Über die Relevanz des Inhalts entscheide die „Fachcommunity“ dann durch Kommentare. Diese Alternative zum herkömmlichen Modell sei überdies preiswerter, da lange Begutachtungszeiten die Preise von Zeitschriften in die Höhe trieben. Für Bibliotheken seien die Bezugskosten allein zwischen 1989 und 2003 um 315 Prozent gestiegen, so daß die Bibliothek in Harvard Forschenden inzwischen rate, nur noch zu publizieren, wo „Open Access“ gilt. Verlage und Zeitschriften müßten nach Fechers Ansicht deswegen nicht abgeschafft werden. Aber für viele Inhalte gebe es heute einfach vernünftigere Wege der Veröffentlichung.

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