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„Handwerkliche Mängel“
„Bayern2“-Sendung: Der Rundfunkrat kritisiert eine Radiosendung über konservative Christen
Elena Hickman

Eine ernste Stimme spricht über düsterer Hintergrundmusik: „Europa ist gebaut auf einer christlichen Ordnung – und für diese Ordnung lohnt es sich zu kämpfen.“ Mit diesem Zitat des christlich-konservativen Bloggers Paul Oldenburg beginnt der Beitrag der Bayern2-Sendung mit dem Titel „APO von christlich-rechts? Wie sich unter dem Deckmantel der Kirchen eine wertkonservative und demokratiefeindliche Opposition zusammenfindet – und die Gesellschaft beeinflußt“. Der Beitrag stieß bei vielen konservativen Christen auf scharfe Kritik, die daraufhin gegen die „Verleumdungskampagne“ Beschwerde beim Bayerischen Rundfunkrat einlegten. Dieser reagierte vergangene Woche.

Keine klare Trennung und Einordnung

In einem Schreiben des Gremiums, das der JF vorliegt, betont der Vorsitzende, Lorenz Wolf, der Ausschuß habe nicht erkennen können, „daß der Beitrag ‘APO von christlich-rechts’ gesetzlichen Vorgaben oder Programmgrundsätzen zuwiderläuft“. Allerdings hätten die Mitglieder „handwerkliche Mängel festgestellt, die ausdrücklich zu bedauern sind“.

Für „kritikwürdig“ hält der Rundfunkrat auch, daß die Autorin Veronika Wawatschek „meist unmittelbar Wertungen der Ansichten und Standpunkte vornimmt, über die sie berichten will“. Eine klare Trennung von recherchierten Fakten und eigener kritischer Einordnung fehle an mehreren Stellen. Zudem führt Wolf an, daß die Autorin zu viele Standpunkte von mehreren Personen „zu ganz unterschiedlichen Themen hinterfragt“ hätte. Dabei habe sie jedoch nicht hinreichend deutlich gemacht, „ob es sich um Standpunkte von Einzelpersonen, Vereinen oder Verbänden handelt, ob diese vollständig wiedergegeben werden und ob sie miteinander in Verbindung stehen“. Der Ausschuß bedauerte ausdrücklich, „wenn aufgrund der festgestellten Mängel des Beitrags bestimmte Standpunkte oder sie vertretende Personen und Institutionen zu Unrecht“ als kritikwürdig dargestellt worden seien.