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DVD: Sommer mit Flaubert
Kino der Gefühle
Werner Olles

Weil er die Hast und Unruhe der Metropole Paris nicht mehr ertragen konnte, hat Martin Jaubert (Fabrice Luchini) seine Arbeit als Verlagslektor hingeschmissen und ist in die Kleinstadt in der Normandie zurückgekehrt, in der er aufgewachsen ist. Gemeinsam mit seiner Frau Valerie (Isabelle Candelier) führt er nun die väterliche Bäckerei weiter, doch neben dem Brotbacken gehört seine große Liebe vor allem der klassischen Literatur. Besonders die Romane von Gustave Flaubert haben es ihm angetan, und sein Lieblingsbuch ist „Madame Bovary“.

Als ein junges englisches Ehepaar in seine Nachbarschaft zieht, ist es jedoch um seine Ruhe geschehen. Denn die neuen Nachbarn heißen Gemma und Charles Bovery (Gemma Arterton, Jason Flemyng). Martin ist sofort von der Schönheit und naiven Lebensfreude Gemmas fasziniert, zumal seine Ehe mit Valerie ihn zunehmend langweilt. Als Gemma ein Verhältnis mit dem Schloßbesitzersohn Hervé (Niels Schneider) beginnt, hintertreibt Martin dies, einerseits aus Eifersucht, aber auch weil ihn Gemmas Liaison an Flauberts „Madame Bovary“ erinnert und er immer mehr Ähnlichkeiten zwischen der Romanfigur und der Engländerin erkennt. Doch auch deren Ehemann hat von Gemmas und Hervés Beziehung Wind bekommen und verläßt sie. Zu allem Überfluß taucht auch noch ein ehemaliger Liebhaber Gemmas auf und macht die ganze Sache nur komplizierter …

Die französische Regisseurin Anne Fontaine („Coco Chanel“) hat den Film vor dem authentischen Hintergrund der atemberaubenden Landschaft der Normandie mit feinem Humor, aber auch einigen tragischen und dramatischen Momenten in Szene gesetzt. Fabrice Luchini ist in seiner Rolle geradezu eine Idealbesetzung, Gemma Arterton nicht nur in den pikanten Szenen eine wahre Augenweide.

Prächtig fotografiert ist „Ein Sommer mit Flaubert“ (2014) eine feinsinnige Tragikomödie und zugleich exzellentes „Kino der Gefühle“, das immer wieder auch einen kritischen Blick auf die Realität unserer gesellschaftlichen Verkehrsformen und die Unmöglichkeit des Glücks in ihnen gestattet. Als Zuschauer wird man nicht nur bestens unterhalten, sondern gleichzeitig werden Erinnerungen an Flauberts weltbekanntes Buch „Madame Bovary“ wachgerufen.

DVD: Ein Sommer mit Flaubert. Prokino 2015, Laufzeit etwa 95 Minuten