© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/15 / 01. Mai 2015

Neue Spionagevorwürfe gegen den BND
Auf Gedeih und Verderb
Paul Rosen

Der Bundesnachrichtendienst (BND) ist ein Kind der Amerikaner. Im Unterschied zu anderen Kindern ist er nie erwachsen geworden. Die Qualität seiner Arbeit ist begrenzt. Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) sagte, wer sich informieren wolle, erfahre aus den Zeitungen mehr als aus den streng geheimen BND-Berichten. Das schwerste Versäumnis des BND war, die Entwicklung in der damaligen DDR verschlafen zu haben. Als die Mitteldeutschen zu Hunderttausenden „Wir sind das Volk“ riefen, waren die BND-Schlapphüte völlig überrascht.

Aus dem Totalversagen des Dienstes wurden keine Konsequenzen gezogen. Als der amerikanische Dienst NSA deutsche Politiker ausspähte, bekamen die deutschen Kollegen nichts davon mit. Es stellte sich heraus, daß der Verfassungsschutz völlig unfähig war und der BND in den Vereinigten Staaten nicht einmal den Hauch eigener Aufklärung betrieb. Dankbar nahm er stets von den Amerikanern – auch wertvolle – Tips und Aufträge für Hilfsdienste entgegen. Letzteres ist nicht einmal ein Skandal.

Der eigentliche Skandal besteht darin, daß Deutschland mit einer Vielzahl von Verfassungsschutzämtern und dem BND über keinen schlagkräftigen Geheimdienst verfügt, sondern immer noch auf Gedeih und Verderb auf die Amerikaner angewiesen ist.