© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

Frisch gepresst

Pommern. Die auch nach dem Rückzug Manfred Kittels, ihres langjährigen Direktors (JF 1/15), immer noch nicht präsentable Ausstellung der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ arbeitet unermüdlich an einer Konzeption, die die ethnische Säuberung deutscher Ostprovinzen und den brutalsten Landraub in Europa seit Jahrhunderten in den „Zusammenhang“ der Vertreibungen des 20. Jahrhunderts stellt, von denen angeblich bis zu 80 Millionen Menschen betroffen gewesen seien. Derart wollen die DDR-Klitterer locker überflügelnden Ausstellungsmacher zehn Millionen ihrer Heimat beraubte sowie etwa zwei Millionen ermordete Ostdeutsche zum „Detail der Geschichte“ des Zweiten Weltkrieges abstufen. Als Waffe gegen diese vulgären Geschichtslügen kommt daher die vom Heimatpolitischen Arbeitskreis der Landesgruppe NRW der Pommerschen Landsmannschaft erarbeitete Ausstellung „Vertrieben und vergessen?“ gerade zur rechten Zeit. Das vorzügliche Begleitbuch, das die deutsch-polnische Geschichte nicht wie üblich 1939 beginnen läßt, sondern das die Wurzeln des polnischen, auf Vertreibung der Ostdeutschen zielenden Chauvinismus bis ins 19. Jahrhundert freilegt, sollte zur Pflichtlektüre gehören. (wm)

Pommersche Landsmannschaft NRW (Hrsg.): „Vertrieben und vergessen?“ Pommern in der deutschen und europäischen Geschichte. Mönchengladbach 2014, gebunden, 227 Seiten, Abbildungen, 9,50 Euro

Küstrin. Weder das deutsche Oberkommando der Wehrmacht noch der Generalstab der Roten Armee hatten Silvester 1944 geahnt, daß die neumärkische Kleinstadt Küstrin, die sich mit ihrem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Festungsbau – strategisch klug an der Warthemündung in die Oder errichtet – nur einen Monat später zum Kampfplatz würde. Der Militärhistoriker Gerd-Ulrich Herrmann, Leiter der Gedenkstätte Seelower Höhen, zeichnet unter Berücksichtigung sowjetischer Quellen und Zeitzeugenberichte die über zwei Monate erbittert geführte Schlacht um den noch Ende Januar 1945 hektisch zur „Festung“ erklärten Ort nach. Nachdem die Sowjets auch diesen „Schlüssel nach Berlin“ erobern konnten, blieb vom Städtchen und seiner Bastion, die durch die Hinrichtung von Leutnant Katte, den Freund Friedrichs des Großen, Bekanntheit erlangte, nur noch ein Trümmerfeld. (bä)

Gerd-Ulrich Herrmann: Festung Küstrin 1945: Anspruch und Wirklichkeit. Die Geschichte einer Festung. Helios Verlag, Aachen 2015, gebunden, 224 Seiten, Abbildungen, 23,50 Euro