© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

Haltung der Deutschen zur Zuwanderung: „Nicht überwiegend abweisend“
Trügerische Gelassenheit
(dg)

Winston Churchill, ein notorischer Zyniker, wollte nur an Statistiken glauben, die er selbst gefälscht hat. Derart plumpe Methoden sind im Allensbacher Institut für Demoskopie natürlich verpönt. Aber durch die Art der Fragestellung läßt sich einiges machen. So kommt die jüngste Umfrage zur Haltung der Bevölkerung in Sachen „Einwanderung“, „Flüchtlings- und Asylpolitik“ sowie „Bedrohung durch islamistische Gruppierungen“ zu dem von Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher resümierten, für die Verantwortlichen halbwegs beruhigenden Fazit, das „gesellschaftliche Klima“ sei nicht „überwiegend abweisend“, sondern eine „differenzierte Haltung“ zu diesen Problemen herrsche vor (Forschung&Lehre, 4/2015). Denn im Vergleich zu den neunziger Jahren hätten die „Ressentiments“ abgenommen, da statt wie damals 37 heute nur 24 Prozent der Bürger bereit seien, Initiativen gegen die Errichtung von Asylbewerberheimen in ihrer Nachbarschaft zu unterstützen. Ein wachsendes Einverständnis mit der aktuellen Berliner Politik der offenen Grenzen will Köcher daraus dennoch nicht ableiten, da einerseits die Bevölkerung ohne den robusten Arbeitsmarkt „weit weniger gelassen“ wäre. Und andererseits gebe es eine Mehrheit von 59 Prozent der Befragten, die wirtschaftliche Motive nicht als hinreichenden Asylgrund akzeptiere.

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