© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

Grüße aus Kapstadt
So vergeht der Ruhm
Yorck Tomkyle

Kennen Sie den „Denker“ von Auguste Rodin? Er sitzt im Musée Rodin und sinniert seit 1882 über das Tun der Menschen. In ähnlicher Pose wurde ein paar Jahrzehnte später ein Mann dargestellt, der das Schicksal der Menschen im südlichen Afrika erheblich beeinflußte: der 1902 verstorbene Cecil Rhodes.

Die Skulptur von ihm konnte man lange auf dem Campus der Universität Kapstadt bewundern; jetzt wurde sie abgebaut und eingelagert. Warum? Es gab in den vergangenen Monaten zunehmend Proteste von Studenten gegen das Objekt – die Skulptur sei ein Relikt aus der Kolonialzeit und stelle einen Rassisten dar, der viel Leid verursacht habe. Nachdem sie schließlich sogar mit menschlichen Fäkalien beschmiert wurde und ausländische Medien aufmerksam wurden, beeilte sich die Universität nach anfänglichem Zögern nun, sie zu entfernen.

Seine Verbindungen in höchste Kreise Großbritanniens sicherten seine Vormachtstellung.

Wer war er nun, dieser Rhodes? Pfarrerssohn, der eigentlich nur deswegen im südlichen Afrika landete, weil er sich gesundheitlich erholen sollte. Mit seinem Bruder und ein paar Glücksrittern gründete er DeBeers – den Konzern, der über hundert Jahre lang quasi das Diamantenmonopol weltweit haben sollte. Seine Verbindungen in höchste Kreise Britanniens und in die Welt der Banken sicherten seine Vormachtstellung im Konzern.

Von der britischen Regierung beauftragt, neues Land für die Krone zu erwerben, brachte er Betschuanaland (Botswana), Südrhodesien (Simbabwe) und Nordrhodesien (Sambia) unter britischen Einfluß, wurde 1890 Premier der Kapkolonie und träumte von einer Vereinigung der britischen Einflußgebiete des Nordens (Ägypten) mit denen im Süden. Daß er bei den „Erwerbungen“ wenig zimperlich vorging, zeigt seine Beteiligung am Jameson Raid, dem Auslöser der Burenkriege.

Er sah in den Briten die „erste Rasse der Welt“ und stand im ausgehenden 19. Jahrhundert im Zentrum eines Netzwerkes, das vor allem das aufstrebende Deutsche Reich als Konkurrenten Britanniens ausgemacht hatte, den es auszuschalten galt. Zu dem Netzwerk gehörten Alfred Milner und Arthur J. Balfour, später auch Edward Grey. Rhodes war einer der mächtigsten Männer seiner Zeit.

Nun – sic transit gloria mundi (so vergeht der Ruhm der Welt) – blickt seine Skulptur auf die Wand einer Lagerhalle. Sein Grab jedoch befindet sich an der schönsten Stelle des Matopos-Nationalparks in Simbabwe. Vor Jahren war ich dort – der Blick ist atemberaubend.