© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/15 / 24. April 2015

Zitate

„Alle sind sozial. Alle sind grün. Alle sind für Frieden. 15 Jahre CDU-Monarchin Merkel, gut fünf Jahre SPD-Frontmann Gabriel, bald sieben Jahre CSU-Patron Seehofer – und die Volksparteien sind innerlich abgestorben. Selbst die AfD ist verstummt, trotz fortlaufender Griechenland-Hysterie. (...) Angela Merkel lebt gut mit dem großen Schweigen. Sie hat alle demobilisiert. Restlos. Solange sie bleibt, ist der Kollaps der CDU aufgeschoben.“

Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Chefredaktion, im „Stern“ vom 16. April 2015



„Die Währungsunion entzweit die Europäer. Beleidigungen fliegen hin und her, das politische Klima hat sich abgekühlt. Und Deutschland zieht, als oberster Euro-Zuchtmeister, Unmut auf sich wie kein anderer, obwohl es in bester Absicht handelt. So sollte langsam jene Option in den Blick geraten, die bisher aus verständlichen Gründen ignoriert wurde: eine Auflösung der Währungsunion oder zumindest eine Verkleinerung auf eine Gruppe homogenerer Staaten. Aus Sorge um Europa. Der Gedanke löst Angst aus. Wie und ob das praktisch zu bewerkstelligen wäre, weiß noch keiner. Die finanziellen und politischen Kosten sind unüberschaubar. Aber im Vergleich zu dem Chaos und den gegenseitigen Schuldzuweisungen, die nach einem krisenhaften Ende der Währungsunion zu erwarten wären, sind sie vermutlich weit geringer.“

Thomas Kirchner, Redakteur, in der „Süddeutschen“ vom 17. April 2015



„Humanitär zu intervenieren, um Menschenleben zu retten, ist an sich richtig. Falsch wird es, wenn ohne militärische und politische Strategie interveniert wird. Humanitäre Motive dürfen zudem nicht durch machtpolitische und opportunistische Erwägungen relativiert werden. Das aber geschieht derzeit, und das ist zynischer Etikettenschwindel. (...) Bevor wir uns in neue, nicht durchdachte Abenteuer stürzen, brauchen wir eine Denkpause. Nach dem Afghanistan-Debakel mit humanitärem Hallo nach Nahost, Afrika und Irgendwo zu ziehen, ist unverantwortlich. Wann fängt wer an, richtig zu denken und richtig zu handeln? Solange das nicht geschieht, ist der Weg zum Weltfrieden nicht einmal in Sicht.“

Michael Wolffsohn, Historiker, bei „Welt Online“ am 17. April 2015



„Der Intellektuelle lebt von sozialen Voraussetzungen, die er bekämpft. Sein Reich ist eine gelenkte Demokratie. Denn allein der Intellektuelle weiß, was wirklich gut für die Menschen ist, was sie wollen und wie sie zu denken haben. (...) Die aufgeklärten, pluralistischen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts brauchen keine Pfeife rauchenden Intelligenzdarsteller. Das Zeitalter des Intellektuellen ist endgültig vorbei. Er ist ein Anachronismus.“

Alexander Grau, Kulturjournalist, bei „Cicero Online“ am 18. April 2015



„Moralisch gänzlich bedenkenlos war die Fortpflanzungstechnologie nie. (...) Es gibt Wünsche, die wir nicht erfüllen dürfen, weil sie ethisch höchst bedenklich sind und deren Erfüllung deshalb verboten bleiben sollte.“

Jean-Pierre Wils, Professor für Praktische Philosophie, in der „NZZ am Sonntag“ vom 19. April 2015