© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/15 / 17. April 2015

Umwelt
Unschlagbar billig
Jörg Fischer

Ein Pfund „Melitta Auslese“ für 3,33 Euro bei Lidl. Penny konterte vor Ostern mit Jacobs-Kaffee zum selben Preis. Wer nicht nach Sonderangeboten sucht, findet in deutschen Supermärkten Filterkaffee-Eigenmarken für weniger als drei Euro. In den meisten EU-Ländern sind die Kaffeepreise deutlich höher. Und mit durchschnittlich 162 Litern pro Kopf wurde voriges Jahr in Deutschland mehr Kaffee konsumiert als Mineralwasser (143,5 Liter) oder Bier (107 Liter). Mit einem Marktanteil von 70 Prozent liegt Filterkaffee klar vorn, ganze Bohnen kommen nur auf 17 Prozent. Überraschend ist dagegen der auf 13 Prozent gestiegene Anteil von Einzelportionen in Pads und Kapseln – kostet doch eine so zubereitete Tasse bis zu 35 Cent. Das ist zehn- bis zwanzigmal soviel wie eine Tasse Filterkaffee. Und: Gebrauchte Filtertüten können umweltfreundlich in den Biomüll wandern. Die Alu- und Kunststoffkapseln bereiten dagegen erhebliche Entsorgungsprobleme.

Die größte Umweltbelastung geht nicht vom Restmüll, sondern vom Kaffeeanbau selbst aus.

Doch die größte Umweltbelastung geht nicht vom Restmüll, sondern vom Kaffeeanbau selbst aus. Dafür wird Urwald gerodet, Düngemittel und Pestizide belasten das Grundwasser – in Brasilien (30 Prozent Marktanteil in Deutschland) genauso wie in Vietnam (20 Prozent) oder Mittelamerika (13 Prozent) und Indonesien (sechs Prozent). Aber umweltverträglicher „Transfair“- und Biokaffee ist mit acht Prozent Anteil am Gesamtmarkt weiterhin nur ein Nischenprodukt. Dabei ist Kaffee aus nachhaltigem Anbau fast überall verfügbar: „Ob im Supermarkt, beim Bäcker oder an der Tankstelle, der Konsument hat die Wahl und muß sich lediglich dafür entscheiden“, klagt Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes. Und mit Preisen ab fünf Euro könnte sich das wirklich fast jeder leisten.