© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/15 / 17. April 2015

Blick in die Medien
Deine Glotze weiß gut Bescheid
Tobias Dahlbrügge

In den achtziger Jahren empörten sich selbsternannte Datenschützer über Harmlosigkeiten wie die anonymisierte Volkszählung. Statt zu protestieren, liefern die Nutzer ihre intimsten Daten heute gleich selbst.

Wie praktisch, das Handy immer dabeizuhaben. Vor allem für Fremde: Das iPhone sendet ständig Bewegungsdaten an den Hersteller. Oder was dachten Sie, wie die Diebstahlsicherung funktioniert? Das Bewegungsprotokoll steht im Menü Einstellungen > Datenschutz > Aktivitätsdaten. Die Suchfunktion des neuen Apple-Betriebssystems Yosemite findet nicht nur Dateien auf der Festplatte, sondern sendet die Suchanfrage auch gleich an die Suchmaschine Bing. Natürlich nur, um dem Nutzer bessere Ergebnisse liefern zu können, schwört Apple.

Äußert das Kind einen Produktwunsch, erhalten die Eltern bald ent-

sprechende Reklame.

Smart-Fernsehgeräte zeichnen sogar Gespräche auf. Samsung warnt in seinen Datenschutzbestimmungen vor der Spracherkennung seiner neuen Modellreihe, denn diese zeichnet nicht nur Bedienungsbefehle auf, sondern alle Unterhaltungen in Hörweite. Und das auch im Stand-by-Modus. Viele TV-Geräte, die mit dem Internet verbunden sind, registrieren Aktivitäten wie Umschalten und übermitteln sie an den Hersteller. Das betrifft auch Daten von externen Geräten wie Rechner oder USB-Sticks.

Zudem ist es für Hacker kinderleicht, sich in die Verbindungen von Funksteckdosen einzuschalten. Für eine Reportage demonstrierte ein Anwender, wie er mittels Laptop die Haushaltsgeräte der Nachbarn zum Verrücktspielen brachte.

Noch weiter geht der Spielzeugproduzent Mattel mit seiner neuen Barbie-Puppe, die zum Weihnachtsgeschäft erscheinen soll. Die Sprach-erkennung der Barbiepuppe ist mit einem Cloud-Server des Anbieters Toy-Talk vernetzt und beantwortet Kinderfragen. Die Konversationen werden gespeichert und zu Werbezwecken ausgewertet. Äußert das Kind einen Produktwunsch, erhalten die Eltern bald entsprechende Reklame. Medienrechtler haben allerdings erhebliche Zweifel an der Markteinführung.