© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/15 / 17. April 2015

Die Null-Zins-Politik verleitet zu riskanten Geldanlagen
Nichts geht mehr
Jörg Fischer

Egal ob die globalisierte Deutsche Bank und die in der Not teilverstaatlichte Commerzbank oder heimatliche Sparkassen – sie alle zahlen derzeit unterirdische 0,05 Prozent Zinsen fürs Tagesgeld. Selbst ein Sparkonto der Postbank bietet mit 0,75 Prozent weniger als die offizielle Inflationsrate, die 2014 bei 0,9 Prozent gelegen hat. Deutsche Sparer werden dank der Eurokrise und der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank derzeit kalt enteignet.

Statt dessen nun auf Aktien, Anleihen und Immobilien oder gar intensiv beworbene „Finanzprodukte“ auszuweichen, ist angesichts der schwindelerregenden Kursstände nur bei Mut zum Risiko und eher langfristigem Anlagehorizont zu empfehlen. Bleibt nur physisches Gold – und was wäre mit Festgeld? Selbst Angebote für drei Jahre wie die 1,1 Prozent der Mercedes-Benz Bank oder die 1,2 Prozent der Süd-West-Kreditbank bieten nach Steuerabzug kaum mehr als einen Inflationsausgleich. Manche Finanzexperten raten nun, Geld zu höheren Zinssätzen im Ausland anzulegen. Bis zu 100.000 Euro auf Giro-, Tages- und Festgeldkonten pro Bank sind in der EU gesetzlich abgesichert – theoretisch. Denn die nationalen Einlagensicherungsfonds entschädigen bei einzelnen Bankenpleiten – einer größeren Finanzkrise halten sie nicht stand, wie die Fälle Island und Zypern bewiesen.

Wer beispielsweise die 2,1 bis 2,2 Prozent der VTB und der Sberbank nutzen will, muß auch der österreichischen Einlagensicherung vertrauen, da die beiden russischen Institute ihren EU-Sitz in Wien haben. Wen die 2,6 Prozent der Fibank aus Sofia locken, sollte nicht vergessen, daß voriges Jahr die bulgarische Notenbank kurzzeitig eingreifen mußte, um einen durch Gerüchte ausgelösten Bankenansturm zu verhindern. Die Prager J&T Banka bietet für zweijährige Kronen-Anlagen 2,4 Prozent – und vielleicht die Aussicht, daß die Tschechische Zentralbank bei anhaltender Euro-Schwäche eine Kronen-Aufwertung nicht mehr verhindern kann.