© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/15 / 17. April 2015

Grüße aus Bozen
Trügerische Tiroler Idylle
Lukas Steinwandter

Wer in diesen Tagen durch Bozen flaniert, muß sich weniger Gedanken um das Wetter oder die aufkommenden Pollen machen, sondern sich viel mehr darüber sorgen, Opfer eines Raubüberfalls zu werden.

Seit mehreren Wochen halten Einbrüche und Raubüberfälle ganz Südtirol und insbesondere seine Hauptstadt Bozen in Atem. Die Täter sind meist junge, ausländische Männer. Dies beweisen die Ende Februar von der Südtiroler Landesregierung veröffentlichten Zahlen. So gingen schon 2011 76,8 Prozent der Wohnungseinbrüche auf das Konto von Zuwanderern. Knapp über 70 Prozent der Einbrecher sind Männer im Alter zwischen 18 und 34 Jahren.

Erwartungsgemäß führte das Bekanntwerden dieser Zahlen zu scharfen Reaktionen der rechtsoppositionellen Parteien Süd-Tiroler Freiheit und Die Freiheitlichen. Diese werfen der Landesregierung Verharmlosung und „linke Politik“ vor, umgekehrt würden die Rechtsparteien Ängste schüren und das Problem aufbauschen, kontert die regierende Südtiroler Volkspartei (SVP). Für deren Vorsitzenden Philipp Achammer liegen die Gründe für die erhöhte Kriminalitätsrate der Einwanderer aus Drittstaaten in der „persönlichen oder beruflichen Perspektivlosigkeit“. Ihm zufolge gehe es darum, mehr Ressourcen aufzuwenden.

Den vielen Opfern

von Einbruchsdelikten einen Waffenschein ausstellen?

Doch den Ordnungshütern sind die Hände gebunden. Schuld daran trägt das Svuota-Carceri-Dekret der Regierung Matteo Renzi, das wegen der Überfüllung der italienischen Gefängnisse ratifiziert wurde. Durch dieses können Haftstrafen unter vier Jahren auch mit Sozialarbeit oder Hausarrest abgebüßt werden. In Südtirol führte das dazu, daß das Bozner Gefängnis nur zur Hälfte gefüllt ist, obwohl Delikte wie schwerer Raub oder Körperverletzung zunehmen.

Die Politik reagierte unterdessen auf die zahlreichen Wutbriefe und wachsenden Facebook-Gruppen zum Thema Sicherheit in Südtirol und berief den „Sicherheitsgipfel“ mit SVP-Landeshauptmann Arno Kompatscher, Vertretern der Gemeinden und den verantwortlichen Sicherheitskräften ein. Für die Rechts-Oppositionellen war es das „übliche Blabla, wenn sich Regierung mit Staats- und Sicherheitskräften zum Plausch trifft“.

Die Freiheitlichen schlugen sogar vor, doch „jenen Menschen sofort einen Waffenschein“ auszustellen, die Opfer von Einbruchsdelikten wurden.