© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/15 / 17. April 2015

Lesereinspruch

Zu: „Das verletzte Vertrauen“ von Thorsten Hinz (JF 15/15)

Anders als bei den anderen genannten Nutznießern dieser Vertrauenskrise ist es bei der zitierten Zeitschrift Emma. Deren Verhalten als „schäbig“ zu bezeichnen, weil sie in bezug auf den Suizid des Piloten den Faktor Geschlecht ins Spiel bringt, trifft daneben. Daß Gewaltverbrechen „männlich“ sind und die meisten Opfer weiblich, ist statistisch überdeutlich. Daß dieser Umstand in gesellschaftlichen Debatten chronisch außen vor bleibt, macht ihn nicht unwahr, sondern läßt einen zweifeln, ob es uns wirklich darum geht, eine vorhandene überproportionale Gewalt an Frauen zu verhindern. Der blinde Fleck beim Geschlechterverhältnis stößt Millionen, gerade junger, Frauen vor den Kopf und verschafft dem Feminismus einen seiner guten, noch heute aktuellen Gründe.

Medien, die daran erinnern, „mißbrauchen“ nicht „das Unglück“. Es ist legitim, über auffällig gemeinsame Merkmale in einem Täterprofil zu sprechen, um so der Ursache näher zu kommen. Aus demselben Standpunkt heraus wird ja in derselben Ausgabe (zwei Seiten später) im Fall Rotherham argumentiert.

Vera Greiner-Mann, Willinghausen