© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/15 / 10. April 2015

Meldungen

Streit um Entlassung von Intendant Latchinian

ROSTOCK. Die Entlassung des Intendanten des Rostocker Volkstheaters, Sewan Latchinian, wegen seines Vergleichs der Kulturpolitik Mecklenburg-Vorpommerns mit den Kulturzerstörungen der Terrormiliz Islamischer Staat wird ein politisches und juristisches Nachspiel haben. Der 53jährige will gegen die fristlose Kündigung durch den Hauptausschuß der Rostocker Bürgerschaft klagen, und am 13. April soll sich auf einer Sondersitzung die Bürgerschaft mit dem Vorgang beschäftigen. Betrieben hat die Entlassung Rostocks Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos). Das frühere SED-Mitglied steht seit zehn Jahren an der Spitze der Hansestadt. Im Deutschlandradio Kultur sprach er von einem „unsäglichen Vergleich“ Latchinians, der Intendant habe sich „sehr weit vergaloppiert“. Solche Äußerungen seien nicht hinzunehmen. Latchinian unterdessen sagte ebenfalls dem Deutschlandradio Kultur, sein Vergleich sei nur ein Vorwand für die Kündigung. Er sieht einen Zusammenhang mit der seit Monaten andauernden Auseinandersetzung um Kürzungen in der Theaterlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns. So hat die Rostocker Bürgerschaft im Februar beschlossen, aus dem Vier-Sparten-Volkstheater ein Zwei-Sparten-Haus zu machen. Nur die Bereiche Orchester und Schauspiel sollen eigenständig bleiben, die Sparten Musiktheater und Tanz aufgegeben werden. Die Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins hat Oberbürgermeister Methling aufgefordert, die fristlose Kündigung Sewan Latchinians zurückzunehmen. „Wir mißbilligen diese Vorgehensweise zutiefst“, heißt es in einem vorige Woche veröffentlichten offenen Brief. Unterzeichnet ist er vom Intendanten des Deutschen Theaters Berlin, Ulrich Khuon, und von Holger Schultze, Intendant des Theaters und Orchesters Heidelberg. (tha)

 

24-Stunden-Lesung aus Kempowskis „Echolot“

BERLIN. Ende April erinnert die Landesvertretung Niedersachsen in Berlin mit einer besonderen Lesung an das Kriegsende vor siebzig Jahren. Vierundzwanzig Stunden lang wird ohne Unterbrechung und von über fünfzig Beteiligten Walter Kempowskis kollektives Tagebuch „Das Echolot. Abgesang ’45“ gelesen. Die Lesung beginnt am 29. April um 18.30 Uhr. Walter Kempowski wäre an diesem Tag 86 Jahre alt geworden. Sein umfangreiches Biographienarchiv, das die Grundlage seines epochalen „Echolot“-Projekts bildet, wird heute in der Berliner Akademie der Künste aufbewahrt. Mit ihrer Unterstützung wird auch eine Begleitausstellung gezeigt. Eine Anmeldung zu der Lesung ist unter der Rubrik „Veranstaltungen“ auf der Internetseite der Landesvertretung möglich. (tha)

www.landesvertretung-niedersachsen.de

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