© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/15 / 10. April 2015

Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz warnt Anleger
Private Geldvernichter
Jörg Fischer

Private Unternehmen wirtschaften besser als der Staat – diese selbst bei Rot-Grün verbreitete Grundannahme war so pauschal nie richtig. Und die öffentliche Daseinsvorsorge oder natürliche Monopole wie Leitungssysteme, Schienenwege oder Straßen entwickeln sich bei fehlendem Wettbewerb unter privater Regie meistens zu einer lukrativen Abzockgelegenheit für potente Investoren.

Daß es auch bei Börsenunternehmen genauso schlechte Manager und Konzepte gibt wie im verbliebenen Staatssektor zeigt alljährlich die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf. Unrühmliche Nummer eins ist erneut die knapp der Insolvenz entronnene Solarworld AG (JF 19/13). „Das Unternehmen bescherte seinen Anteilseignern in allen drei betrachteten Zeiträumen mit minus 99,5 Prozent, minus 97,3 Prozent und minus 82 Prozent die schlechteste Performance aller nicht insolventen Unternehmen“, erklärte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler bei der Vorstellung der „Watchlist 2014“.

Auf Platz zwei der Kapitalvernich­terliste liegt die Aktie Asian Bamboo, die kaum besser als Solarworld abschnitt. Die beiden AGs zeigten, wie gefährlich es ist, auf Trendthemen zu setzen: „Neben dem Solarhype, der in den letzten Jahren etliche Investoren viel Geld kostete, und eine wenige reich gemacht hat, gehört sicher auch die zeitweise vorhandene Euphorie um alles, was aus China kommt in diese Kategorie“, erläuterte Tüngler.

Doch nicht nur eher unbekannte Namen wie Centrosolar, die Chemiefirma Hansa Group oder der Fahrradhersteller Mifa finden sich auf der DSW-Watchlist. Gleich fünf der großen 30 Dax-Unternehmen sind ebenso vertreten: die Commerzbank, Eon, K+S, RWE und Neueinsteiger Deutsche Bank. Diese Großkonzerne haben im Fünfjahreszeitraum Verluste zwischen 40 und deutlich über 60 Prozent eingefahren.

Der weltgrößte Salzproduzent K+S verbesserte sich immerhin von Platz 14 auf 39. Auch habe es K+S „nicht verdient, auf der Liste zu stehen“, gibt der DSW-Chef zu. Der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um 30 Prozent gestiegen und 2013 sei K+S nur Opfer russisch-weißrussischer Kartellstreitigkeiten geworden.

Bemerkenswert ist, daß sich unter den beliebtesten Aktien der deutschen Kleinanleger nur ein Trendunternehmen befindet: der US-Gigant Apple. Mit BASF, Bayer, Allianz, Münchener Rück und Nestlé dominieren eher biedere Geschäftsmodelle das Depot der Privatanleger. Und mit der Wuppertaler Technologie­gruppe Gesco ist sogar ein Mittelständler dabei. Mit 11,1 Milliarden Euro Nettogewinn bei 202,5 Milliarden Umsatz brillierte allerdings erneut VW – obwohl das Dax-Schwergewicht durch das im In- wie Ausland oft angefeindete VW-Gesetz zu 20,2 Prozent Niedersachsen gehört.

DSW-Anlegerbarometer/DSW-Watchlist: dsw-info.de

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