© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/15 / 03. April 2015

„Endlich die Augen öffnen“
Spielte die islamische Kultur der Täter ein Rolle beim sexuellen Mißbrauch von fast zweitausend weißen Kindern und Jugendlichen im britischen Rotherham und Oxfordshire? Diese Frage auch nur zu stellen wagt fast niemand. Der Oxforder Imam Taj Hargey wagt sogar, sie zu beantworten
Moritz Schwarz

Herr Dr. Hargey, Sie sagen, es gebe einen Zusammenhang zwischen den Taten der Kinderschänder von Rotherham und Oxfordshire und deren moslemischer Herkunft?

Hargey: Aber natürlich.

Wie kommen Sie darauf?

Hargey: Ich bitte Sie – keines der fast zweitausend Opfer war Moslem. Die Täter dagegen alle.

Ist das schon ein Beweis?

Hargey: Ich will Ihnen den Zusammenhang gerne erklären: Die Täter betrachten Nichtmoslems keineswegs als gleichwertige Menschen. Warum? Weil ihre islamische Erziehung ihnen das so beigebracht hat. Danach sind Christen zur Hölle verdammt. Daraus folgerten die Täter: Christen verdienen keinen Respekt. Und daraus: Man kann mit ihnen machen, was man will.

Es gibt auch nichtislamische Kinderschänder mit ähnlicher Einstellung. Vielleicht sind die Täter von Rotherham und Oxfordshire einfach nur Kriminelle?

Hargey: Nicht in Oxford, aber in anderen britischen Städten waren unter den Opfern auch Sikh- und Hindu-Mädchen. Die Täter haben diese allerdings nicht nur sexuell mißbraucht, sondern wollten sie bei der Gelegenheit gleich zum Islam bekehren.

Warum nicht auch ihre weißen Opfer?

Hargey: Weil die westlichen Menschen wegen ihres Atheismus in den Augen der Täter so verkommen sind, daß sie nicht einmal mehr bekehrt werden können.

Das ist doch absurd. Sind diese Leute nicht auch nach islamischen Maßstäben Verbrecher?

Hargey: Da haben Sie recht, religiös gesehen sind die Täter keine guten Moslems. Denn im Islam ist außerehelicher Sex verboten. Aber die Täter haben den Koran auch gar nicht gelesen, sie sprechen ja nicht einmal arabisch, schließlich sind sie Pakistaner. Nein, ihre Vorstellung vom Islam haben sie von lokalen Geistlichen, die ihnen eine gehirngewaschene Version davon verpaßt haben.

Was meinen Sie?

Hargey: Ich meine zum Beispiel die Vorstellung, daß Bärte, Burka oder Kopftuch Bestandteil der Religion seien. Sind sie nicht. Nichts davon ist religiös, das ist alles kulturell. Nur wissen das diese Leute nicht. Und zwar weil ihnen dieser Unsinn in den Moscheen eingeredet wird.

Demnach wäre die Religion doch nicht schuld. Widersprechen Sie sich jetzt nicht?

Hargey: Ich verstehe Ihre Verwirrung. In der christlich geprägten Welt wird zwischen Religion und Kultur unterschieden. Für die meisten Moslems dagegen ist Religion, Kultur und Tradition das gleiche. Deshalb kommt Ihnen als Europäer widersprüchlich vor, was für die meisten Moslems kein Widerspruch ist. Ich sage, würden auch wir Moslems zwischen Religion und Tradition unterscheiden, hätten wir viele Schwierigkeiten nicht. Denn der Koran – also die konstituierende religiöse Schrift des Islam – ist nicht das Problem. Das Problem sind die drei großen „M“: die Mullahs, die Moscheen und die Madrasas. Also, die islamischen Geistlichen, die Gebetshäuser und die Koranschulen.

Wird denn dort nicht der Koran gelehrt?

Hargey: Gäbe es nur den Koran, wäre es einfach. Nein, die Probleme des Islam rühren von drei anderen Faktoren her: den Hadithen, der Scharia und den Fatwas. Das sind die angeblichen Spruchweisheiten des Propheten, die islamische Rechtsprechung und die religiösen Richtsprüche führender islamischer Geistlicher. Nun ist die Frage: Was haben diese drei mit dem Propheten und dem Koran zu tun? Urteilen Sie selbst: Die Hadithe wurden erst dreihundert Jahre nach dem Tod des Propheten aufgeschrieben. Die Scharia stammt aus dem Mittelalter. Und die Fatwas stammen von klassischen und zeitgenössischen Geistlichen und fügen alles mögliche zum Islam hinzu. Etwa das Verbot, Schneemänner zu bauen, was jetzt also allen Ernstes als unislamisch gilt. Es gibt aber auch weniger Harmloses: Nehmen Sie etwa das Blasphemie-Verbot, das als Rechtfertigung für die Charlie Hebdo-Morde diente. Das kommt nicht aus dem Koran, sondern aus den Hadithen. Das gleiche gilt zum Beispiel für das Steinigen.

Manche Kritiker meinen, wenn es einen Zusammenhang gebe, dann bestehe dieser darin, daß der Prophet Mohammed Kinder geheiratet habe.

Hargey: Da widerspreche ich! Nein, die nächste Dimension des Problems besteht darin, welche Interpretation des Islam in den Moscheen gelehrt wird. Die meisten unserer Moscheen werden direkt oder indirekt mit Geld aus Saudi-Arabien finanziert. Im Englischen sagen wir, wer den Pfeifer bezahlt, bestimmt die Melodie. Hier bestimmen die saudischen Wahabis die Melodie. Der radikale saudische Wahabismus und der Salafismus sind in Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Deutschland längst auf dem Vormarsch. Natürlich ist Saudi-Arabien nicht für jeden Unsinn in der islamischen Welt verantwortlich, aber es ist doch die vorherrschende Macht im Islam, so wie der Vatikan in der Christenheit. Und ihr Wahabismus übt viel Einfluß aus, sogar auf Moslems, die formell mit dem Wahabismus gar nichts zu tun haben. In Großbritannien gibt es etwa zweitausend Moscheen, und in jeder finden Sie zumindest wahabitische Elemente.

Sind die Saudis nicht unsere Verbündeten?

Hargey: Erstens: Ich frage mich schon lange, wie der Westen das Land, das den vielleicht archaischsten Neandertaler-Islam überhaupt praktiziert, in dem Frauen und Nichtmoslems diskriminiert werden und Christen keine Kirchen bauen dürfen, unterstützen kann? Zweitens: Die Saudis beeinflussen massiv, aber sie kontrollieren die Geister, die sie riefen, längst nicht mehr. Allerdings würde sie das nicht im mindesten beunruhigen, wenn der salafistische Islamische Staat nicht inzwischen auch ihr Land ins Visier nehmen würde.

Was wird den Gläubigen in den Moscheen denn vermittelt?

Hargey: Natürlich wird ihnen dort nicht direkt gesagt, daß Christen und andere Religionen verachtenswert, daß man die Frauen der Gottlosen nach Lust und Laune mißbrauchen kann, oder daß Religion und Tradition identisch sind. Aber es wird als Schlußfolgerung nahegelegt. Nach der „Steter Tropfen höhlt den Stein“-Methode wird es in einer Art ideologischer Osmose transportiert.

In der britischen Tageszeitung „Daily Telegraph“ kritisieren Sie das Frauenbild, das manche islamische Geistliche vermitteln und das etwa weißen Frauen „besondere Verachtung“ entgegenbringe.

Hargey: Genau. Aus der Perspektive der islamischen Erziehung der Sextäter sind die weißen Mädchen, die es wagen, sich alleine außerhalb des Hauses aufzuhalten, sich knapp zu kleiden, Alkohol, Zigaretten und Drogen zu konsumieren, vorehelichen Sex mit ihren Freunden zu haben, und die eben keine Moslems sind, nichts als Schlampen, Huren, Dreck, die man in ihrer Nichtswürdigkeit wie ein Stück Vieh nach Belieben benutzen und ohne Skrupel ausbeuten kann. Ja, die für ihr ehrloses Verhalten sogar eine regelrechte Bestrafung verdient haben!

Großbritannien hat etwa 1,6 Millionen Moslems, aber nur eine Handvoll gehört zu diesen Kinderschänderringen.

Hargey: Das ist völlig richtig, aber der Umstand, daß keines ihrer Opfer moslemisch ist, hat zwei Gründe. Einmal, wie gesagt, die islamische Prägung der Täter. Zum anderen, weil die Täter sonst aus der islamischen Gemeinschaft heraus angegriffen worden wären.

Was wollen Sie damit sagen?

Hargey: Ich will sagen, die Täter wurden aus der moslemischen Gemeinschaft heraus gedeckt! Weil die Opfer keine Moslems waren, hat sich diese nicht für ihr Schicksal interessiert. Damit aber hat sich die moslemische Gemeinschaft zu einer Art Komplizin gemacht. Allerdings muß man auch berücksichtigen, daß viele Moslems zu Recht Angst hatten. Denn wer öffentlich Kritik geübt hätte, hätte schnell auf der Abschußliste der Extremisten landen können.

Warum wagen Sie, so deutlich öffentliche Kritik zu äußern?

Hargey: Natürlich bekomme ich längst Morddrohungen. Aber ich komme aus Südafrika, wo ich schon gegen die Apartheid gekämpft habe. Der Koran sagt uns, höchste Verpflichtung des Gläubigen ist jene zur Wahrheit und Gerechtigkeit. Danach richte ich mich. Man kann nicht in Angst leben. Und wenn ich eines Tages sterbe, wird Gott mich zwei Dinge fragen. Erstens: „Warum hast du so oft meine Gebote gebrochen?“ Ich werde ihm antworten: „Herr, mein Gott, weil ich ein schwacher Mensch und armer Sünder bin, der Deiner Gnade bedarf.“ Und dann wird er mich fragen: „Warum hast du damals die Bananenschale an der Ecke der Oxfordstreet nicht vom Bürgersteig aufgehoben?“ „Aber Herr, mein Gott, ich habe die Schale doch gar nicht dorthin geworfen!“ „Spielt das denn eine Rolle?“ Verstehen Sie? Gott erwartet von mir, daß ich nicht nur privat ein anständiges Leben führe, sondern daß ich einen Beitrag für die Welt leiste!

Falls tatsächlich in den Fällen Rotherham und Oxfordshire „Komplizenschaft“ vorliegt, dann, folgt man den Presseberichten, allerdings nicht nur von moslemischer Seite.

Hargey: Eindeutig, auch die britische Gesellschaft hat sich zur Komplizin der Täter gemacht. Sie ist ja immerhin die dominierende und könnte die Verhältnisse ändern, wenn sie wollte, sie könnten die Opfer schützen. Aber statt dessen wird etwa von „asiatischen Tätern“ gesprochen. Zwar sind Pakistaner Asiaten, aber der Punkt ist nicht, daß die Täter Asiaten, sondern daß sie Moslems sind! Aber das will man nicht aussprechen. Es handelt sich um politisch korrekte Verschleierung.

Warum?

Hargey: Aus Angst. Weder will man die Moslems noch die Anhänger des Multikulturalismus verärgern. Man hat Angst, dann des Rassismus beschuldigt zu werden. Und man muß zugeben, daß viele Einwanderer auch gerne die Rassismuskarte spielen, wenn sie ihnen nützt.

Wie ist es zu diesem Zustand gekommen?

Hargey: In Großbritannien – und das gilt genauso für Deutschland oder Frankreich – hat man versäumt, den Einwanderern zu Beginn klipp und klar zu sagen: Hört zu, das funktioniert wie in einem Golfclub. Wir wollen erstens eine finanzielle Leistung, sprich eure Arbeitskraft, und zweitens, daß ihr die Regeln akzeptiert! Falls nicht – auf Wiedersehen! Statt dessen aber hat man den Multikulturalismus entwickelt. Multikulturalismus aber ist nichts anderes als Apartheid in Aktion.

Bitte?

Hargey: Apartheid in Aktion! Jeder hat eigene Regeln, jeder lebt für sich.

Sie meinen, Multikulturalismus ist mitverantwortlich für die Verbrechen?

Hargay: Aber natürlich!

Was schlagen Sie statt dessen vor?

Hargay: Interkulturalismus. Heißt: Du kannst zwar privat deine Kultur behalten, aber du mußt dich in die herrschende Gesellschaft einfügen.

Sie meinen Leitkultur?

Hargey: Nennen Sie es meinetwegen so.

Was, wenn wir beim Multikulturalismus bleiben?

Hargey: Dann wird unsere Gesellschaft im Desaster enden. Was glauben Sie denn, woher der Impetus für den fundamentalen Islam kommt? Aus den Parallelgesellschaften! Weil Multikulturalismus Integration verhindert.

In Deutschland ist Multikulturalismus allerdings eine Art Staatsdoktrin.

Hargey: Wenn Sie das nicht ändern, sage ich Ihnen voraus, daß Ihre Gesellschaft in die Katastrophe schlafwandelt. Diese Doktrin ist ein Verhängnis, das Ihrem Land noch viel schaden wird. In Großbritannien gibt es bereits ganze Regionen, wo Sie keine Weißen mehr finden! Dort herrscht de facto Apartheid. Das ist der Nährboden für Scharia und Islamismus. Das Auftauchen des Islamischen Staates ist daher in gewisser Weise ein „Segen“, weil es uns warnt, was passieren kann, wenn wir nichts unternehmen!

Ist das nicht etwas übertrieben?

Hargey: Ich fürchte nicht.

Allerdings wird dieser Zusammenhang von den meisten Politikern und Journalisten in Deutschland ignoriert, wenn nicht geleugnet. Motto: „Das hat nichts mit dem Islam zu tun.“

Hargey: Ja, ja, sie wollen den Elefanten im Zimmer nicht wahrnehmen, wie wir auf englisch sagen. Tatsache ist: Wir haben zwei große Ideologie-Probleme in Europa. Wir Moslems haben es in Gestalt eines unaufgeklärten Islam. Ihr Weißen habt es in Gestalt der Politischen Korrektheit und ihrer Kopfgeburt, des Multikulturalismus. Beide Seiten wollen das nicht wahrhaben. Beide Seiten aber müssen dringend ihre Ideologien überwinden und endlich den Mut haben, die Augen zu öffnen.

 

Dr. Taj Hargey, ist Direktor des Muslim Educational Center im britischen Oxford. Der Imam der Oxford Islamic Congregation studierte Islamwissenschaften an der Universität von Oxford. Geboren wurde er 1960 in Kapstadt.

Foto: Anonymisiertes Opfer von Rotherham an einer Ziegelmauer: „Aus Sicht der Täter sind die weißen Mädchen Schlampen, Huren, Dreck, die man ohne Skrupel benutzen und ausbeuten kann“

 

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