© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/15 / 27. März 2015

Eurokrise schafft neues Klassenbewußtsein: Erpressungsmacht von unten aufbauen
Sozialer Internationalismus
(wm)

Wenn die seit vierzig Jahren im oberen Segment wachsende Erpressungsmacht der globalisierten Wirtschaft durch eine auch nur annähernd vergleichbare Erpressungsmacht von unten wenigstens ausgeglichen werden soll, muß die Macht der abhängig beschäftigten Mehrheitsbevölkerung und ihrer noch vorhandenen Gewerkschaften transnational nachziehen.“ Diese Wende zu „gegenhegemonialen Grundwerten“ läuft in der politischen Utopie des Flensburger Philosophen und Habermas-Schülers Hauke Brunkhorst auf nicht weniger als auf die „Transnationalisierung des Klassenkampfes“ hinaus (Leviathan, 4/2014). Gerade der von immer zahlreicheren Protestbewegungen begleitete Verlauf der Eurokrise gebe Anlaß zur Hoffnung, daß von der Peripherie und von unten ins Zentrum einbrechende Öffentlichkeiten sich „politikkorrigierend“ auswirken. Das Potential dafür sei vorhanden, denn seit Ausbruch der Krise hätten sich „erstaunlich große Mehrheiten“ für soziale (70 Prozent) und politische (57 Prozent) Gleichheit ausgesprochen. Die Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe und zur Teilung des Reichtums, die „transnationale Solidaritätsbereitschaft“, sei daher inzwischen „sehr hoch“. Im Klassenbewußtsein der Europäer hätten sich Konfliktlinien weg vom Denken in nationaler Standortkonkurrenz hin zum sozialen Internationalismus verschoben.

www.leviathan.nomos.de

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