© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/15 / 27. März 2015

Der Welt Sinn stiften
Aufklärung zur Bedeutung von Farben in der Antike
Karlheinz Weissmann

Wer schon einmal das Ischtar-Tor und die Prozessionsstraße im Berliner Pergamonmuseum bewundert hat, dem werden die Figuren von Stier, Schlangendrachen und Löwe in Erinnerung geblieben sein, die sich heller vom blauglänzenden Hintergrund abheben. Es handelt sich dabei um Machtsymbole der babylonischen Herrscher, die dieses Bauwerk Anfang des 7. vorchristlichen Jahrhunderts errichten ließen. Der Löwe erscheint aber nicht nur als imposantes Raubtier oder Sinnbild königlicher Macht, sondern als Manifestation der kriegerischen Göttin Inana, wie ein zeitgenössischer Text nahelegt.

Diese und andere Aufschlüsse zur Bedeutung von Farben in der Vergangenheit enthält die Zeitschrift Antike Welt (1/2015) die sich bevorzugt, aber keineswegs ausschließlich mit der Geschichte des Altertums beschäftigt; es werden immer wieder auch andere Fragen der Archäologie und der Frühgeschichte behandelt.

Farbverwendung im Neolithikum

Unter der Überschrift „Farben in der Antike“ geht es dementsprechend nicht nur um eine Bilanz der in den letzten Jahren vorangetriebenen Forschung zur Gestaltung der griechischen Götterdarstellungen, sondern auch um die Bedeutung von Farben im mesopotamischen und im ägyptischen Bereich. Im weiteren Zusammenhang wird aufgeklärt, wie das Gerücht in die Welt kam, Homer und seine Zeitgenossen hätten kein „Blau“ erkennen können (eine folgenreiche These des britischen Premiers und passionierten Kenners der Ilias und Odyssee, William Gladstone), und warum es sich letztlich als falsch erwies, und wieso Farbwahrnehmung und Farbdeutung im Nilreich so deutlich von unseren Konzepten verschieden war.

Zur Einleitung sollte man allerdings mit dem Beitrag über Muster, Farbe und Design in der Eisenzeit beginnen, der einen Eindruck davon vermittelt, wie lange sich der Mensch schon mit Farbverwendung beschäftigt. So war bereits im Neolithikum Farbe mehr als etwas, das nützlich sein konnte und den Schönheitssinn ansprach. Sie diente zur Bemalung des Körpers, auf Kleidern, Gebäuden und Gegenständen auch dazu, die Welt zu ordnen und ihr einen Sinn zu stiften. Daran hat sich über die Zeit hinweg kaum etwas geändert.

Kontakt: Antike Welt, c/o Verlag Philipp von Zabern, Riedeselstraße 57, 64283 Darmstadt. Das Einzelheft kostet 12,80 Euro. www.zabern.de

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