© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/15 / 27. März 2015

Zeitschriftenkritik: Deutsche Sprachwelt
Schreiben mit der Hand bildet
Werner Olles

Auch im angeblichen Bildungsmusterland Finnland soll das Lehren der Schreibschrift nun abgeschafft werden, hat das finnische Bildungsministerium beschlossen. In seinem Leitartikel „Schreibschrift bildet! Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen den Wert der Schreibschrift“ faßt Thomas Paulwitz, Schriftleiter der viermal im Jahr erscheinenden Zeitung Deutsche Sprachwelt (Untertitel: „Die Plattform für alle, die Sprache lieben“), in der aktuellen Ausgabe (Frühjahr 2015) die Gründe zusammen, warum die Schreibschrift als wichtiges Kulturgut erhalten werden muß. Sie fördere neben feinmotorischen Fähigkeiten auch ästhetisches Bewußtsein und fließendes Denken. Es sei ein Märchen, daß es ohne das Lernen der Schreibschrift für die Schüler einfacher würde.

Angefangen hat der Kampf gegen die Schreibschrift in den USA, wo sie seit rund zehn Jahren aus den Schulen verdrängt wird. Diese Entwicklung ist jedoch längst auch nach Europa geschwappt; so gibt es in den Niederlanden bereits 22 sogenannte Steve-Jobs-Schulen, in denen die Kinder ausschließlich Tablet-Rechner benutzen. Doch findet in Nordamerika inzwischen eine Rückbesinnung auf die Schreibschrift statt. Mehrere bekannte Psychologen, Psychiater und Neurologen haben nachgewiesen, daß das Schreibenlernen besser mit der Handschrift als mit der Tastatur gelingt. Zudem fördere die Anwendung der Schreibschrift auch das Lesen, da Papier und Stift tiefere Spuren im Gedächtnis von Schülern hinterließen als elektronische Medien. Auch in Deutschland experimentieren Schulen mit der sogenannten „Grundschrift“, bei der die Buchstaben willkürlich miteinander verbunden werden – oder auch eben nicht. Der Widerstand gegen diesen kulturellen Niedergang ist in Bayern und Sachsen am stärksten, hier konnte die Einführung der Grundschrift abgewendet werden.

Typisch ist hingegen die Reaktion des inzwischen zurückgetretenen Präsidenten der Berliner Humboldt-Universität auf die Kritik an der Professorin Antje Hornscheidt, die mit staatlicher Unterstützung einen Feldzug gegen die herkömmliche deutsche Sprache führt und Studenten indoktriniert. Anstatt auf diese Kritik einzugehen, wird gegenüber den Kritikern die „Nazi-Keule“ geschwungen, um der Gender-Professorin ihre aus Steuergeldern finanzierte Professur weiter zu ermöglichen.

Die „Sprachsünder-Ecke“ stellt den FDP-Europaabgeordneten Alexander Graf Lambsdorff vor, der als stellvertretender Präsident des Europäischen Parlaments gegen die deutsche Sprache kämpft. Nach Lambsdorff muß Englisch in Deutschland Verwaltungssprache werden, „mittelfristig vielleicht sogar Amtssprache“. Ein weiteres Beispiel für die „verrückte Sprachwelt“ ist die Umbenennung der Studentenwerke in „Studierendenwerke“, die in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen beschlossen wurde. Sie stellt nicht nur eine Aufblähung der Verwaltung und Steuerverschwendung dar, sondern dient auch dazu, den Hoheitsanspruch einer Minderheit über die Sprache durchzusetzen.

Kontakt: Deutsche Sprachwelt, Postfach 14 49, 91004 Erlangen. Ein Jahresabonnement kostet 12 Euro.

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