© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Frisch gepresst

Stasi-Sumpf. Die Zeit war reif: 25 Jahre nach dem Mauerfall redet Angela Marquardt Klartext. „Vater, Mutter, Stasi – Mein Leben im Netz des Überwachungsstaates“ heißt ihre Abrechnung mit der DDR. Mit 15 läßt sich Marquardt als IM von der Stasi anwerben. „Ich möchte, daß Feinde unschädlich gemacht werden“, schreibt sie an die Staatssicherheit. Sie schildert die bedrückenden Mechanismen der Stasi. Immer enger weben die Offiziere des Ministeriums ihr Netz um die Jugendliche. „Das waren Menschen, die für mich als Freunde meiner Eltern bei uns ein- und ausgegangen waren.“ Auch die Mutter und ein Großvater arbeiten für den DDR-Geheimdienst. Bis 2003 gehört die Antifa-Ikone der PDS an, für die sie 1998 bis 2002 sogar im Bundestag sitzt. 2008 dann der Eintritt in die SPD. Dort arbeitet sie heute als Geschäftsführerin der „Denkfabrik“, ein Zusammenschluß von SPD-Abgeordneten, die auf eine stärkere Zusammenarbeit mit der Linkspartei drängen. Also jener Partei, die bis heute von Stasi-Agenten durchsetzt ist. (ho)

Angela Marquardt: Vater, Mutter, Stasi. Mein Leben im Netz des Überwachungsstaates. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015, broschiert, 233 Seiten, 14,99 Euro

 

Feminismus. Jan Deichmohle hat lange gebraucht, um nach unzähligen verlegerischen Absagen seine kritische Studie zu Ideologie und Praxis des Feminismus endlich gedruckt zu sehen. Ein Erfolgserlebnis, das ihm vielleicht durch eine distanzierende „Anmerkung des Verlages“ ein wenig getrübt wird, man selbst trete bei diesem „brisanten Thema“ ausdrücklich für „Gleichberechtigung, Gleichstellung und Toleranz“ ein. Ein deutlicher Gruß an den Geßlerhut des Feminismus, der sogleich illustriert, in welch ungemütliche Regionen sich der Autor vorwagt. Seine an Martin van Creveld angelehnte, evolutionsbiologisch, historisch und kultursoziologisch untermauerte These, zumindest im westlichen Kulturkreis würden Frauen keineswegs „unterdrückt“, dürfte die inzwischen totalitär geschlossene Front des Feminismus als unerhörte Provokation empfinden. (rb)

Jan Deichmohle: Kultur und Geschlecht. Feminismus, großer Irrtum, schwere Folgen. Nexx Verlag, Villingen-Schwenningen 2015, broschiert, 205 Seiten, 18,90 Euro Literaturgeschichte

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen