© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Frisch gepresst

Bismarck III. Eine gute Ergänzung zu den Bismarck-Biographien in seinem Jubiläumsjahr (Seite 25) ist die jetzt erschienene Taschenbuchausgabe der 2013 veröffentlichten Monographie des Journalisten und Historikers Jochen Thies über die Dynastie der Bismarcks. Denn anders als das Leben des Reichsgründers ist die Geschichte seiner Familie so gut wie nicht erforscht. Und so betritt Thies mit seinem Buch, für das er auf umfangreiche Nachlässe von Familienmitgliedern zurückgreifen konnte und das von spürbarer Sympathie geprägt ist, weitgehend Neuland. Breiten Raum nimmt dabei Ottos Sohn Herbert ein, der seinem Vater politisch in vielem nachfolgte, diesen aber nur um sechs Jahre überlebte und der heute von der Öffentlichkeit und der Historiographie gleichermaßen vergessen ist. Thies gelingt es so, durch die Einbeziehung der Familie das Bild Otto von Bismarcks um interessante Facetten zu erweitern. (ms)

Jochen Thies: Die Bismarcks. Eine deutsche Dynastie. Piper Verlag, München 2015, broschiert, 432 Seiten, 12,99 Euro

 

Bismarck IV. Welche Lehren für das 21. Jahrhundert lassen sich aus der Beschäftigung mit der Politik des vor 200. Jahren geborenen Reichskanzlers Otto von Bismarck ziehen? Ausgenommen Ulrich Schlie mit seiner kuriosen These, der Blick zurück könne helfen, unsere Geschichte „zu entnationalisieren“, sind alle Beiträger des vom Bonner Politologen Tilman Mayer edierten Bandes, auch der manche Bismarck-Klischees pflegende Henry A. Kissinger, bemüht, darauf differenziert zu antworten. Am weitesten wagt sich dabei in dieser von Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) bevorworteten Aufsatzsammlung Peter März, Referent im bayerischen Kultusministerium, vor. Bismarcks „Politiktypologie“ unterscheide sich „am meisten von der amtierenden Bundeskanzlerin“ dadurch, daß er sich stets „Optionen und Alternativen“ offengehalten habe, um mit der fatalen „‘Alternativlosigkeit’ zugleich Sackgassen zu vermeiden“. (wm)

Tilman Mayer (Hrsg.): Bismarck: Der Monolith. Reflexionen am Beginn des 21. Jahrhunderts. Osburg Verlag, Hamburg 2015, gebunden, 365 Seiten, 24 Euro

 

Reaktion. „Kann nur ein Gott uns retten?“ fragt Martin Lichtmesz und kann die auf ein Diktum Martin Heideggers zurückgehende Frage, wie er schon im Vorwort eingesteht, nicht beantworten. Statt dessen leitet er an zum „Glauben, Hoffen, Standhalten“, wie der Untertitel des Bandes lautet. Klingt nach religiöser Erbauung? Mitnichten. Obwohl gegen diese nichts einzuwenden wäre, ist Lichtmesz’ Thema kein theologisches, sondern ein ästhetisches. Gegenstand seines Glaubens, Hoffens, Liebens ist die, von Gott und Christentum erleuchtete, Kultur und Mythologie des alten Europa. Ein versunkener Kontinent, in dessen grandiosen Ruinen wir leben und die es freizulegen lohnt. Der Autor schlägt Breschen ins Gebüsch der sie immer mehr zuwuchernden Moderne. Ein großes Buch, ein meditatives Buch, voller unendlicher Hoffnungslosigkeit und unendlicher Hoffnung. Ein reaktionäres Brevier im besten Sinne. Widerstandsliteratur für „Gegenwartsgefangene“ (Lichtmesz), damit in den goldenen Kerkern unserer Zeit unsere abendländische Seele nicht verdorre. (mo)

Martin Lichtmesz: Kann nur ein Gott uns retten? Glauben. Hoffen. Standhalten. Verlag Antaios, Schnellroda 2015, gebunden, 379 Seiten, 22 Euro zeigt sich am Wahlsonntag, dem 10. Mai, ab 18 Uhr.

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