© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Umwelt
Hauptsache, es ist grün
Tobias Schmidt

So fest die alten Grünen und ihre Erben das Zepter des Zeitgeistes in der Hand halten, so heftig nimmt die Kritik an „Ökos“ zu. Richtig derbe erbrach sich kürzlich der Weblog „Jasminrevolution“ über die „Öko-ZynikerInnen“. Mit der Aussage „Grüne, nein danke“ wird zum Verbalangriff auf Bio-Bürgertum und Lohas (Lifestyle of Health and Sustainability) geblasen. „Sie essen nur Öko-Wildlachs aus anthroposophischer Aquakultur, Fairtraid-Schokolade vom Dalai Lama gesegnet oder Biofleisch von glücklich geschlachteten Lämmern. Aber für Politik interessieren sie sich nicht“, heißt es.

Viel zu viele ‘Ökos’ machen Politik, die mehr Vulgärmarxismus als alles andere beinhaltet.

Ob im Laden oder bei Wahlen: Es werde alles gewählt, wo Grün draufstehe – siehe Hamburg erst neulich wieder. Selig würden sie um ihre gemästeten Bauchnabel kreisen, vollgefressen mit „Öko-Sweets, von denen ein Riegelchen mehr kostet, als Hartz-IV-Kindern den ganzen Tag zum Essen bleibt. Ob Armeleute-Kinder hungrig zur Schule gehen, interessiert die Öko-ZynikerInnen aber nur insoweit, als deshalb womöglich der Unterricht gestört wird und ihr eigener wertvoller Öko-Nachwuchs im Abitur den begehrten Notenschnitt verpassen könnte.“ Die Öko-Zyniker hätten schon längst den Kampf für eine bessere Welt aufgegeben „und denken nur noch an ihre eigene gesunde Ernährung und den Endsieg ihrer Sprößlinge im sozialdarwinistischen Kampf gegen die Massen der verelendeten Hartz-IV-Kinder. Die Sch... fressen die anderen.“

Ganz so einfach, wie es die Jasmin-Revoluzzer sehen, ist es aber nicht. Leider machen noch viel zu viele „Ökos“ Politik, die mehr Vulgärmarxismus, Kein-Mensch-ist-illegal-Gequake und Genderwahnsinn als alles andere beinhaltet – und damit eben keine Ökologie. Sie ist die Wissenschaft vom Haushalt der Natur und den Kreisläufen all dessen, was lebt. Ideologischer Quatsch ist aber keine Wissenschaft.