© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/15 / 13. März 2015

Ausbildung zum Agenten
Kino: „Kingsman: The Secret Service“
Claus-M. Wolfschlag

Der 1971 geborene Engländer Matthew Vaughn kann sowohl als Produzent wie auch als Regisseur und Drehbuchautor bereits große Erfolge vorweisen. So führte er 2004 Regie für den Gangster-Thriller „Layer Cake“ mit Daniel Craig in der Hauptrolle. 2010 folgte die durchgeknallte Superhelden-Parodie „Kickass“. Und nun hat Vaughn mit „Kingsman: The Secret Service“ ein neues Meisterstück abgeliefert.

Geschildert wird die Geschichte des in prekäre Verhältnisse abgerutschten Londoner Jugendlichen Eggsy (Taron Egerton). Eggsy lebt in einem Arbeitervorort, verbringt den Tag mit kleinen Gaunereien und gerät regelmäßig in Streit mit seinem brutalen Stiefvater und den Schlägergangs des Viertels. In dieser Situation lernt er Harry Hart (Colin Firth) kennen, einen britischen Gentleman alter Schule, der Eggsys Potentiale entdeckt und fördern möchte.

Rekrutierung für einen Geheimdienst

Hart kauft seine maßgefertigten Anzüge bei dem fiktiven Schneider „Kingsman“. Doch dahinter verbirgt sich nur sein Auftraggeber, ein öffentlich unbekannter Geheimdienst. Eggsy bietet er an, am harten Rekrutierungsprogramm dieser Organisation teilzunehmen, um selbst Geheimagent zu werden. So zeigt die Handlung des rasanten Streifens einerseits Eggsys gefährliche Ausbildung, andererseits die neueste Aufgabe der Kingsmen: Hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft sind verschwunden, und es scheint, daß der zwielichtige Milliardär Richmond Valentine (Samuel L. Jackson) dahinterstecken könnte, der sich mit einem geradezu wahnwitzigen Plan zur Rettung der Erde beschäftigt.

Die auf einem Comic von Mark Millar basierende Geschichte schafft den Spagat zwischen spannungsgeladenen und komödiantischen Elementen mühelos. Die Eleganz des 1960er-Jahre-Agentenfilms wird gelungen ins Heute übertragen. Hinzu kommen versteckte gesellschaftskritische Spitzen. So tritt der selbsternannte Weltretter Valentine im Stile von Internet-Ikonen wie Bill Gates oder Mark Zuckerberg auf, ködert die unkritischen und mobilfunksüchtigen Massen mit kostenlosen Lockangeboten, hinter denen das Verderben lauert. Während der Plebs geopfert werden soll, wird der politisch-kulturellen Elite und politischen Emporkömmlingen bei Champagner und Häppchen eine blühende Zukunft prophezeit. Parallelen zur realen Gegenwart sind dabei sicherlich unbeabsichtigt.

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